48 Tage der Trübsal. über dem Horizont erschien. Schon damals, als er sich mit dem Himmel nur beschäftigte, um die Sterne kennen zu lernen, war es ihm ein unerträglicher Gedanke ge wesen, der Hoffnung entsagen zu sollen, jemals jene herr lichen Sternbilder am Südpol zu schauen. Im unge duldigen Drange, die Tropeuländer kennen zu lernen, hatte er die Augen nicht zum Sternengewölbe erheben können, ohne an das südliche Kreuz zu denken und sich Dante's erhabene Verse vorznsagen. Das Ziel war jetzt erreicht, die Tropenwelt umfing ihn. Aber die letzten Tage der Ueberfahrt sollten doch noch trübe und angstvoll werden. Als man sich den Antillen näherte, brach ein bösartiges Fieber auf dem Schiffe aus, das in Folge mangelnder und ungeschickter ärztlicher Behandlung bald furchtbar um sich griff. Einer der Passagiere, ein junger Asturier, der einzige Sohn einer armen Witwe, erlag nach dreitägigen Leiden der schrecklichen Krankheit. In trüben Gedanken standen Humboldt und Bonpland bei einander auf dem Verdeck. Ihre Blicke hingen an einer gebirgigen wüsten Küste, auf die zuweilen ein Mondstrahl durch die Wolken siel. Die leise bewegte See leuchtete in schwachem, phosphori- schem Schein; man hörte nichts als das eintönige Ge schrei einiger großen Seevögel, die das Land zu suchen schienen. Tiefe Ruhe herrschte ringsum am einsamen Ort; und diese Ruhe der Natur wurde unterbrochen durch die dumpfen Klänge der Todtenglocke. Panischer Schrecken herrschte in Folge dieses Todes falls unter den Passagieren. Da das Schiff sich gerade in der Nähe der Küste von Venezuela befand, so be schlossen sie insgesammt, in dem nächsten Hafen, in Cn- mana oder auf der Insel Margarita das Schiff zu ver-