Die italienische Reise. 29 Wir haben es ja noch in neuester Zeit erfahren, wie selten selbst diejenigen sind, die etwas mehr, als sie sonst für einen flüchtigen Genuß, für ein Diner, für einige Flaschen Champagner oder ein prunkvolles Möbel un bedenklich auszugeben gewohnt sind, für Unternehmungen verwenden, welche, wie die afrikanischen und Nordpolexpe ditionen, nicht bloß von der höchsten wissenschaftlichen Bedeutung sind, sondern sogar ein nationales Gepräge haben, und bei denen sie überdies nicht einmal sich selbst irgend welchen Anstrengungen und Gefahren auszusetzen haben. Das Opfer seines Erbguts, das Alexander von Humboldt seinem Reisedrange und seinem Eifer für die wissenschaftliche Forschung brachte, ist und bleibt ein sel tenes Opfer, das von der Heiligkeit des Feuers zeugt, das in seinem Herzen glühte. Endlich sollte nun die lange besprochene Reise nach Italien angetreten werden. Da trat eine neue Verzöge rung ein, ein erneuter Fieberanfall der Frau von Hum boldt. Nur der angenehme Verkehr mit geistvollen Män nern, namentlich dem großen Sprachforscher Adelung und Körner, dem vertrauten Freunde unseres Schiller, dem Vater des Säugerhelden, vermochte den ungeduldigen Alexander über dieses wochenlange Warten in Dresden einigermaßen zu trösten. Aber auch dieses Hinderniß ging vorüber, und in den ersten Tagen des August sehen wir wirklich Alexander und Wilhelm mit seiner ganzen Familie in Wien. Aber hier warteten ihrer neue, ernstere Schwierigkeiten, die ihre Reiselust in erhöhtem Maße auf die Probe stellten, weil sie in den politischen Ver hältnissen ihren Grund hatten. Das Jahr 1796 war verhängnißvoll gewesen; die glänzenden Siege der fran zösischen Armee hatten Bonaparte zum Herrn Italiens