26 Amtliche Reisen. beherrschenden Telegraphen er noch in seinem Mannes und Greisenalter erleben sollte. In zahlreichen Ver suchen hatte er dann diese Entdeckung weiter verfolgt, und er war sogar der Erste, der galvanische Versuche an seinem eigenen Körper anstelltel Im Jahre 1797 veröffentlichte er das Ergebniß in seinem umfassenden Werke über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, das in seinen Grundzügen ein halbes Jahrhundert später durch Dubois-Reymond's Forschungen eine glänzende Bestätigung gefunden hat. In diesem Werke verwirft er seine bisherige Ansicht von der Lebenskraft ans das Entschiedenste. „Ich wage es nicht mehr," sagt er, ..eigene Kräfte zu nennen, was vielleicht nur durch das Zusammenwirken der einzelnen, längst bekannten Stoffe und ihrer materiellen Kräfte bewirkt wird." Der Denker hatte die Formen zerbrochen, die der Dichter verherrlichte, das Bild zertrümmert, um den Sinn der Natur §zu erfassen. Die Zeit der amtlichen Thätigkeit, die für Humboldt, wie wir sehen, zugleich eine Zeit geistigen Reifens und wissenschaftlichen Schaffens war, währte nur kurz. Ob gleich er sie sich selbst erbeten hatte, und obgleich sie ihm in vieler Hinsicht um seiner Lieblingswissenschaft willen zusagte, so ließ ihm doch der immer wachsende Drang, zu reisen und die fernen Tropen zu schauen, keine Ruhe mehr. Allerdings brachte auch seine amtliche Thätigkeit manche angenehme Reise mit sich. So begleitete er im Jahre 1794 den damals als Provinzialminister der frän kischen Fürstenthümer in Baireuth lebenden Freiherrn von Hardenberg an den Rhein. Dann erhielt er den Auf trag zu einer Reise nach der Provinz Preußen und Polen. Auch einen Theil von Italien bereiste er im I. 1795,