14 Lieber Apotheker, als Kammerherr. „Weither" ihren vollendetsten Ausdruck gefunden hat, der Empfindelei der Gefühle, der Sentimentalität. Aber obwohl sein älterer Bruder und sogar sein Hofmeister Kuuth sich der Ansteckung nicht ganz entziehen konnten, blieb Alexander davor bewahrt, vielleicht in Folge der vorherrschend beobachtenden Richtung seines Geistes und seiner Beschäftigung mit der Natur, die einen offnen Sinn und gesunden Geist verlangt, aber auch erhält. Das Beste, was diese Jünglinge aus ihrer Jugend in das Leben mit hinüber nahmen, und was nur selten von solchen Günstlingen des Glücks gewonnen wird, das war der entschlossene Wille, Alles nur durch sich selbst zu werden, ihre Zukunft nur eigener Kraft, nicht der Geburt oder fremder Gunst zu verdanken. Die Sprößlinge eines der ältesten freiherrlichen Geschlechter setzten zu einer Zeit, wo selbst Friedrich der Große sich nicht davon losmachen konnte, in dem Adel eine beson ders bevorzugte Menschenrace zu sehen, ihren Stolz darin, dem thätigen Bürgerthum anzugehören. Schon in dem 11jährigen Alexander hatte sich dieser Stolz geregt. Seine Beschäftigung mit Pflanzen und Steinen, mit physikalischen und chemischen Versuchen fand in dem Kreise seiner Verwandten nicht überall den Beifall, den ihr die einsichtsvolle Mntter zollte. Manche hochadlige Tante rümpfte darüber die Nase. Aber als eine dieser Tanten, deren Gatte Kammerherr war, den Knaben etwas ungehalten fragte, ob er denn Apotheker werden wolle, erwiderte er, freilich etwas spitzig, aber bezeich nend für sein ernstes Streben: „Doch lieber Apotheker, als Kammerherr!" Es kam die Zeit, wo die Jünglinge ihre academischen Studien beginnen mußten, um ihre Ausbildung für den