Die Wissenschaft tritt unter das Volk. 137 Es war wie ein reinigender Blitz in dumpfer Ge witterschwüle, als der erste Band des „Kosmos" im Herbste des Jahres 1845 in die Oesfentlichkcit trat. Ein solcher Blick in die Natur war dem Volke noch nicht geöffnet worden, einen solchen Neichthum von Gedanken und Thatsachcn, so lichtvoll verknüpft zu einem harmo nischen Ganzen, hatte man ihm noch nicht geboten. Zum ersten Male trat ihm die Naturwissenschaft als ein großes geistiges Bildungsmittel entgegen. Diese Wissenschaft, das fühlte man, führte zur Freiheit, und dieser Wissen schaft konnte keine Macht der Erde, am wenigsten die frömmelnder Junker und Pfaffen, die Umkehr gebieten. Mit ungetheilter Begeisterung wurde das Werk von der gebildeten Welt ausgenommen. Es war ja der edelste der Naturgenüsse, der hier geboten wurde, der aus der Erkenntniß der Natur iK ihrer Ordnung und Gesetzmäßigkeit entspringt, und der, wie Humboldt selbst sagt, Geist wie Gemülh veredelt, Freuden höherer In telligenz weckt und zur Anschauung des Göttlichen führt. Aber auch dem minder gebildeten Theil des Volkes blieb dieser Genuß nicht ganz verschlossen; wem die Vorkennt nisse fehlten, dem suchten populäre Vorträge und er läuternde Schriften das Verständlich zu ermöglichen. Denn das Erscheinen des „Kosmos" war gleichsam das Losungswort für die Befreiung der Wissensschätze aus den düsteren Wänden des Studierzimmers und der Ka binette. Die Wissenschaft stieg herab von ihrem einge bildeten luftigen Thron, um mitten unter dem Volke und in dem Volke ihre Wohnung anfzuschlagen. Die gräm lichen Zopfgclchrten verschwanden samml ihrem mystischen Formelkram; wahre Junger der Wissenschaft unter nahmen es, in heimischen Lauten den dringenden Fragen