124 Die alte und die neue Welt. der Wälder des neuen Continents einen Wechsel noch in Breiten hervor, wo in der alten Welt schon die traurige Einförmigkeit von einer kleinen Anzahl von Nadelhölzern, kätzchentragenden und andern geselligen Pflanzen die Oberhand gewonnen hat. In Asien wagen die Tropen vögel von Hindostan keine weiten Wanderungen in hohe Breiten, wie dieses in Amerika jährlich die Colibri thnn, die auf der einen Seite gegen Obercanada, auf der aiiderii gegen die Magellanstraße ziehen. Der Tiger allein, ohne von seiner Schönheit, seiner Stärke und seiner sonstigen Wildheit zu verlieren, findet sich von der Insel Ceylon und dem Cap Comorin an bis jenseit des Altai, sogar mitten in Sibirien unter Breiten, wie die von Oxford und Berlin. In Europa ist der Löwe, wenn man sich ja auf historische Erinnerungen einläßt, 12 Grade weiter südlich geblieben. In der alten Welt trennen die Richtung der Bergketten, die besondere Gestaltung von Centralasien, das mittelländische Meer und die Küstencordillere des Atlas Klimate und Producte, in der neuen dagegen sind Verhältnisse des Klimas und die Lebensnmstände, ohne selbst die Menschenracen aus- znnehmen, mehr geneigt, sich zu vermischen und in der Richtung der Meridiane weite Räume zu durchwandern." Von großer Wichtigkeit waren die Betrachtungen, welche Humboldt auf dieser Reise über die Erhebung und die Altersfolge der übereinander gelagerten Schich ten anstellte; sie wurden die Grundlage zu der berühm ten Hebungstheorie, welche Elie de Beaumont wenige Jahre später aufstcllte. Ganz besonders beschäftigte sich Humboldt aber auch hier wieder mit den vulkanischen Erscheinungen, die er nun bereits in drei Welttheilen zu beobachten Gelegenheit gehabt hatte. Es war ein völlig