Aussichten auf eine neue Weltreise. 115 der Wissenschaft sei, für das Leben zu wirken. Dieser Ueberzengnng lieh er begeisterte Worte in der Rede, mit welcher er im Herbste des Jahres 1828 die 7. Ver sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Berlin eröffnete, indem er die Naturwissenschaft als die vermit telnde Macht bezeichnete, welche Entfernung, Verschieden heit und Schranke in Leben, Glauben und bürgerlicher Verfassung aufhebe und zur geistigen Einheit des zer rissenen Menschengeschlechts führe. Schon unmittelbar, nachdem Humboldt jene Borträge gehalten, hatte er die Absicht, sie dem Druck zu über geben, um damit einem allgemein laut gewordenen Wunsche zu genügen. In diesem Vorhaben wurde er aber durch ein Unternehmen gestört, das seit langer Zeit einen Gegenstand seiner heißesten Sehnsucht bildete und nun in ganz unverhoffter Weise zur Ausführung kam. Hum boldt hatte die Hoffnung einer Reise in die Steppen und Hochgebirge Mittelasiens, die zuerst im Jahre 1812 in ihm angeregt wurde, noch nicht aufgegeben, so oft sie ihn auch bereits getäuscht hatte. Als ihn daher im Sommer 1827 unmittelbar nach seinerHeimkehr ausFrank- reich der russische Staatsminister Graf von Cancrin auf forderte, seine Ansichten über den Nutzen einer Platin münze, die aus den Ural'schen Erzeugnissen hergestellt und in Curs gesetzt werden sollte, mitzutheilen, und Humboldt auf Grund seiner Erfahrungen in Neu- Spanien Bedenken dagegen äußerte, ließ er in seinen Briefen auch die Hoffnung mit einfließen, sobald es seine Verhältnisse gestatteten, selbst den Ural zu besuchen und geognostisch zu erforschen. Zu seiner Ueberraschung er hielt er am l7. December die Nachricht, daß Kaiser Nicolaus angeordnet habe, daß seine Reise auf alleinige 8»