Die Hoffnung auf eine neue Reise. 10b Schon im Jahre 1814 mußte er den König von Preußen auf seiner Reise nach England begleiten. Dann kam er wieder im Jahre l818 mit dem Aufträge der verbün deten Mächte, eine politische Uebersicht der südamerikani schen Kolonien zu verfassen, nach London, wo damals sein Bruder Wilhelm als preußischer Gesandter lebte. Noch in demselben Jahre berief ihn der König nach Aachen, um ihn dort während des Congresses in seiner Nähe zu haben. Bei dieser Gelegenheit schien es fast, als ob der schon einmal gescheiterte Plan einer Reise in das Innere Asiens zur Verwirklichung kommen sollte. Humboldt selbst hatte übrigens diesen Plan seit dem russischen Anerbieten niemals ganz aufgegeben. Er hatte sogar in aller Stille gründliche Vorbereitungen getroffen, hatte seit Jahren sich mit dem Studium der asiatischen Sprachen beschäftigt und sich mit dem Ban der großen Gebirge Jnncrasiens, soweit die damaligen Kenntnisse es gestatteten, vertrant gemacht. Jetzt interessirte sich der König von Preußen für diesen Plan und bot ihm hochherzig außer den Kosten der wissenschaftlichen Aus rüstung einen Jahresgehalt von 12009 Thalern für die Dauer der Reise an. Auch diesmal noch zerschlug sich das Projekt; aber Humboldt's Hoffnung wankte nicht, daß er doch noch einst die Riesengebiroe Indiens und jene Hochebenen Mittelasiens schauen werde, wo nach der Ueberlieferung die Wiege der Menschheit gestanden. Er war ja an Enttäuschungen in seinen Reiseplänen gewöhnt. Der Kongreß von Verona im Herbste 1822 wurde noch einmal für Humboldt Veranlassung zu einer größe ren Reise. Der König wünschte seine Begleitung, und mit diesem durchreiste er dann Italien, besuchte nament lich Venedig, Rom und Neapel. Dreimal bestieg er den