Der Gelehrte bewahrt sich seine Unabhängigkeit. 10K lichen. Leider ist dieser Reisebericht nicht vollendet wor den; er reicht nur dis an das Ende seiner Orinocoreise und seinen Aufenthalt in Carthagena im April 1801. Leider war auch die erste in Stuttgart erschienene deutsche Uebersetzung nicht geeignet, diesen Reisebericht in die Hände des deutschen Volkes gelangen zu lassen, das erst aus der vor wenigen Jahren erschienenen Hauff'schen Ueber setzung den Werth dieses Werkes kennen lernte, welches sowohl wegen der Lebendigkeit und Frische seiner Schil derungen, als wegen des Neichthums seiner alle Zweige menschlichen Wissens berührenden Beobachtungen mit Recht mit jenem Baume im Urwalde verglichen wurde, von welchem Humboldt sagt, daß er so vielen Pflanzen zum Aufenthaltsort diene, daß sie eine beträchtliche Strecke Landes überdecken würden. Keine Locknng vermochte Humboldt von dieser Arbeit abzuziehen. Gern hätte sein Bruder Wilhelm, der seit dem Ende des Jahres 1808 die Leitung des preußischen Kultus- und Unterrichtswesens übernommen hatte, ihn für die in Berlin zu gründende Universität gewonnen, und nach dem im Jahre 1810 erfolgten Rücktritte Wil helms, der als außerordentlicher Gesandter nach Wien ging, wurde Alexander sogar vom Staatskanzler Harden berg das Unterrichtsministerium dringend angetragen. Er lehnte alle diese ehrenvollen Anträge ab, „um sich," wie er schrieb, „seine freie, unabhängige Lage als Ge lehrter zu erhalten." Vielleicht war bei dieser Ablehnung außer der Rücksicht auf seine Arbeiten und der Abneigung gegen das Beamtenleben auch die ihm damals sich ge rade eröffnende Aussicht auf eine neue große Reise mit wirkend. Der russische Reichskanzler Romanzow hatte ihn nämlich aufgefordert, sich einer russischen Expedition