96 Humboldt in Paris. IV. Wissenschaftliches Wirken in der Keimalh. Düstre Gerüchte waren dem rückkehrenden Reisenden nach Europa vorangeeilt. Kurz vor seiner beabsichtigten Einschiffung, hieß es, sei er in der Havanna am gelben Fieber gestorben. Sein Bruder Wilhelm, der damals als preußischer Ministerresident am päpstlichen Hofe zu Albano bei Rom lebte, war von tiefer Trauer erfüllt, und dessen leidende Gattin, die sich grade zu einem Be suche in Weimar befand, war nach Paris geeilt, in der Hoffnung, dort eine Widerlegung des betrübenden Ge rüchtes zu finden. Groß war darum die Ueberraschung, als ihr eines Tages der Secretär des Nationalinstituts die Nachricht von dem glücklichen Einlaufen des Welt reisenden in der Garonne brachte, und als dieser selbst sie kurz darauf begrüßte. Um in Gemeinschaft mit seinem Freunde Bonpland seine Sammlungen zu ordnen und die Vorarbeiten zu seinem großen Reisewerke auszuführen, beschloß Hum boldt, sich zunächst in Paris niederzulassen. Keine andere Stadt bot ja damals so viele wissenschaftliche Hülfs- mittel, keine vereinigte so viele, so glänzende Gelehrte. Da lebte Cuvier, der berühmte Zoolog, Gay-Lussac, der ausgezeichnete Physiker, Vauquelin, der Chemiker und Mineralog, Laplace und Oltmanns, Astronomen von Weltruf. Nur zu seinem Bruder zog ihn die Sehnsucht,