94 Ehrenberg'S Urtheil. entwarf, stehen noch jetzt selbst für die Staaten Europas als Muster da, weil sie Alles umfassen, was Natur und Mensch beitragen, um einem Lande zu geben, was ihm zum Unterschied von anderen Gegenden zukommt. Aber nicht was er uns kennen gelehrt hat von der Natur jener tropischen Länder, von ihren Landschaften und ihrem inneren Bau, von ihrem Reichthum und ihren Bedürf nissen, von ihrem Natur- und Menschenleben, ist die höchste Frucht jener Reise, sondern was er durch Ver gleichung und geistige Verkettung aus all den gesammel ten Thatsachen und Erfahrungen für den Geist der Wissenschaft und für das Verständniß der großen Welt gesetze erarbeitet und geschaffen hat. „Ehe Alexander von Humboldt in Amerika war," sagt Ebrenberg — und seine Stimme ist gewiß von Be deutung — „wußte man wohl schon vieles Einzelne von diesem durch egoistisch-fanatische Christen blutig eroberten Welttheile; allein es waren verworrene, unübersichtliche, unvergleichbare Einzelnheiten. Das Erste, was der mit klarem, geübtem Geiste eintretende Alexander von Hum boldt entdeckte, war der zwar schon viel betretene, aber nicht bekannte Boden, war die Gleichheit der geologischen Gebirgsarten und die Verschiedenheit der vulkanischen Auswurfsstosfe gegenüber den europäischen. Mit rast loser, aufopfernder Mühe sammelte der wissensdurstige, klare Forscher mit seinem ihn treulich unterstützenden Ge fährten Bonpland auch alle Pflanzen- und Thierformen, und die Vergleichung jener Formen in Ebenen und Thäleru, auf Hügeln und für unersteigbar gehaltenen, von ihnen aber erstiegenen und gemessenen Höhen, welche damals für die höchsten der Erde galten, ergab, neben wichtigen atmosphärischen Eigenthümlichkeiten, sogleich