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Zweite Beilage zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. >10. Mittwoch den 29. Juli. 1874. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 28. Juli. Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" lheilt mit, daß Fürst Bis marck aus Anlaß des Attentats, abaesehen von den Telegrammen, deren Zahl weit über tausend beträgt, von deutschen Städten, städtischen Be hörden und Vereinen 132 Glückwunschadressen empfangen hat. Die Adressen sind zum Theil äußerst geschmackvoll ausgestattet (Bruchsal steht obenan) und wahre Meisterwerke der Kalligraphie. Das Königreich Sachsen ist unter den Adressen durch die Städte Leipzig, Döbeln, Bernstadt und Schöneck vertreten. * Leipzig, 28. Juli. Die wichtigen und um fangreichen JustizgesetzgebungS-Entwürfe für daS Deutsche Reich sind nunmehr, nach dem sie daS Stadium der Beratbung im Plenum dcS Bundesrathes zurückgelegt, mittelst Schreibens deS Reichskanzlers an das Präsidium dcS Reichs tages gelangt und im Druck begriffen. Es sind folgende: 1) die Civilproceßordnung, 815 Paragraphen umfassend, 2) de Strasproceß- ordnung, 425 Paragraphc.i umfassend, 3) die Gerichtsverfassung, 166 Paragraphen um fassend und 4) das Einsührungsgesetz dazu, aus 14 Paragraphen bestehend. * Leipzig, 28. Juli. Wir empfangen von dem Präsidium des Kartell-Bündnisses deut scher Kriegervereins-Berbände daS Pro gramm zu dem am 22. und 23. August in Leipzig stattfindendcn Deutschen Krieger- tag. Es heißt in diesem Programm: Der Krieger lag Leipzig soll ein allgemeiner deutscher sein, er foÜ dazu dienen, die verschiedenen Ansichten über die zweckmäßigste Organisation des deutschen KriegervereinSwesenS zu klären und ein möglichst inniges und kameradschaftliches Zusammenhalten und Verkehren unter allen deutschen Kameraden herzustellen. Danach wird hiermit jeder größere Verband von Krieger-Vereinen und jeder bis jetzt alleinstehende Verein cingeladcn, sich möglichst zahlreich an diesem Kriegertage zu betheiligen rcsp. gebeten, Delegirte zu demselben entsenden zu wollen. Auch jedem einzelnen Kameraden, welcher sich als solcher legitimiren kann und für die ge meinsame Entwickelung des deutschen Krieger--, Wesens Interesse hat, wird der Zutritt gestattet. An das Präsidium deS Deutschen Kricgerbundes, sowie an die übrigen bestehenden Vereins-Ver- chände wird, soweit sie uns bekannt, besondere Einladung ergehen. Wie sich jeder Verband oder , Verein vertreten lassen will, bleibt denselben voll ständig überlassen, nur werben sie ersucht, die Anmeldungen, um die weiteren Arrangements treffen zu können, spätestens bis zum 15. August an den mitunterzeichncten Kartell-Präsidenten (Dinckelberg in Magdeburg) gelangen zu lassen. Am ersten Tage, Sonnabend, den 22. August, findet von Abends 8 Uhr ab allgemeine Ver sammlung (gegenseitige Begrüßung und Vor- bcrathung) statt. Sonntag, den 23. August, Vormittags 11 Uhr, wird der allgenieine deutsche Kricgcrtag eröffnet. Die Versammlung ist nur eine berathende, und hat jeder legitimirte oder mit Vollmacht versehene Kamerad das Recht, seine Ansichten auszusprcchen. Ob definitive Beschlüsse gefaßt werden können, wird von den Umständen abhängen. Die vorläufige Tagesordnung soll folgende Hauptpunkte enthalten: 1) Vortrag über die Entwickelung des deutschen KriegervereinSwesenS iui Allgemeinen und der einzelnen größeren Kriegervereins-Gruppen im Besonderen. 2) Darlegung der Zwecke und Ziele des Kar- tellbündnisseS der Land-, Provinzial- und Gau- Berbändc deutscher Kriegervereine. 3) Berathung über die zweckmäßigste Gestaltung einer allgemeinen deutschen Krieger-Kameradschaft unter Berücksichtigung der ausgesprochenen An sichten und eingegangenen Anträge. * Leipzig, 28. Juli. Die „Halle'sche Zeitung" enthält ausführliche Berichte über das i« diesen Tagen in Halle stattgesundene Tonkünstler- fest, bei dem namentlich auch Leipziger Sänger und Musiker mitgewirkt haben. Ueber die Aus führung des Requiems von Bcrlioz am ersten Tage deS Festes sagt daS gedachte Blatt: „Die Aufführung unter der sickern Hand Hrn. Prof. RiedelS war vollendet. Der Chor, der anfangs ermüdet schien, erhob sich bald zur Höhe einer Ausgabe; das Orchester, obwohl nicht an Werke "dieses Stiles gewöhnt, bewies sich überaus elastisch und feinfühlig, wesentlich unterstützt durch die Orgel (Herr Papier au« Leipzig). Da« Tenor solo Nr. 3, von Herrn Opernsänger Pielke aus Leipzig übernommen, gelangte durch die weiche und slerible Stimme zu überraschend schönem Aus drucke, ebenso der » espella-Satz Nr. 5. gesungen von den Damen Gutzschbacb, Breidenstein, Drech- fel, Werder, Streubel und den Herren Brühl, Schmidt, Lieber«, Pielke, Zehrscld, Ravenstein, Lei deritz und Rufseni. Die Stimmung des Audito riums war eine sichtlich gehobene, sie eröffnete für den Verlauf der übrigen Festtage die besten Aussichten und bestätigte die zu Anfang ausge stellten Behauptungen vollständig." * Leipzig, 28. Juli. Seit mehreren Jahren bereit« i>t cs daS Bestreben der hiesigen Car- ' nevalS-Gesellschast gewesen, ein carneva- listisch ausgcstattetes Volks-Sonimerfcst zu arran- giren. Mehrfach sind diese Bestrebungen gescheitert, gegenwärtig aber verwirklichen sie sich und bringen für Sonntag, den 9. August, ein mit Geschick und Lust angegriffenes derartiges Vergnügen zu Stande. Für die Abhaltung desselben sind die schönen und günstigen Lokalitäten des neuen Scbützenhauses gewonnen, welche nunmehr mit Ausbietung aller Kräfte für diesen Zweck vollständig in den Stand gesetzt werden. Die einzelnen Comitds der Car neva ls-Gesellschaft haben ihre Thatigkeit bereits ausgenommen und bauen mit vereinten Kräften ein Programm zusammen, in welchem der Unter haltung, dem Scberze und der heitersten Aus gelassenheit für jede AlterSclasse beiderlei Geschlechts vollständig Rechnung getragen wird. Kinderspiele mannichsaltigster Art, komische Aufführungen, Ritter- und Turnierspiele, närrische Ausstellungen, 3 Tanzlocale, Luftballons, Schieß- und Würsel- buden, komische Uni rüge und Wallfahrten, Feuer werk, bengalische Beleuchtungen, glänzende Illu mination und dergleichen mehr werden in buntester Reihenfolge abwechseln und die Theilnehmer jede- Standes und Alters gar nicht zur rechten Be sinnung kommen lassen. Theilung der Arbeit! ist daS Princip, welches die Unternehmer sich vor gesteckt und mittels dessen getreulicher Beobachtung sie ihre in Stillem entworfenen Pläne aussühren werden. — Wo solche bewährte Kräfte zusammen arbeiten, ist an einem Gelingen gar nicht zu zweifeln. - - Die Theilnahme an dem Feste wird durch einen geringen Beitrag zu erlanget: und BilletS zu demselben werden bereits in den nächsten Tagen in verschiedenen offenen Geschäften und in den besten Restaurationen zu erhalten sein. — Nähere Mitthcilungen bringen wir noch im Laufe der Woche. >< Leipzig, 28. Juli. Eine geheimnißvolle Notiz über einen Leipziger in Ameri ka lesen wir soeben in einem «ennspaltigen Blatte aus Connecticut, das uns gestern auS Amerika zu ging, in dem Tageblatt „Isis Lurtkorä b>emux ?08t" vom 30. Juni d. I. (Nachmittagsausgabe). In de« Blatte befindet sich unter den Local- und Districtsneuigkeiten ein Artikel unter der Ueber- schrist: „Personalien", der allerdings auch für uns Interesse hat, weil Leipzig zwei Mal darin genannt wird, dann aber überhaupt, weil er eine Probe von amerikanische« ZeitungSstil und — Humbug — eine Übersetzung dieses Wortes in unser „geliebte- Deutsch" gievt cs noch nicht — liefert. „Ein vornehmer Deutscher und Ein wohner von Leipzig (A 6ermun gontlemau ok ckistinction »nä » resiäeut ok Deiprie) kam in unserer Stadt gestern an, und cs verbreitet sich in Beziehung auf diesen seinen Besuch das Gerücht (it i8 wdispereci), daß es bald eine Hochzeit geben werde, indem die präsumptive Braut eine von den schönen Töchtern New-Britains sei, welche, nachdem sic die Hochschule (höhere Töchterschule?) von Hartford absolvirt hatte, zwei Jahre zu Leipzig musikalischer Studien halber sich aushiclt, wobei sie ausgezeichnete Anlagen entwickelte." Die Namen der beiden Glücklichen zu erforschen kann uns natürlich nicht einfallen. — r. Die Sammlungen des Vereins für die Geschichte Leipzigs sind eben durch zwei be deutende Ankäufe von Gegenständen, die sich aus die Völkerschlacht von 1813 beziehen, bedeutend vermehrt worden, so daß mit dem, was bereits aus jenen denkwürdigen Tagen vorhanden war, die Abtheilung „Octobertage 1813" wohl die reichhaltigste sein dürfte, welche überhaupt vor handen ist. Erwünscht wäre, daß der Vorstand des Vereins sich bewogen fühlte, kommenden October zur 61. Siegesfeier eine besondere Aus stellung sämmtlicher im Vereinsbesitze befindlichen Schlachtreliquien zu veranstalten. —r. Das in gestriger Nunimer besprochene, letzten Sonnabend im Neuen Schützenhause abge haltene, sogenannte „klinischeVogelschießen" fand zum ersten Male im Jahre 1844 statt und ist eine Schöpfung des verstorbenen Professor 1)r. Bock. Es wurde die ersten Jahre im Gast hofe zu Böhlitz - Ehrenbcrg abgehalten, und bei dem folgenden Abendessen figurirte als Hauptge richt stets neue Kartoffeln mit Hering, auch ge schah nach Schluß des Schießens insgemein ein Umzug durchs Dorf. Hauptarrangeur während der beiden ersten Jahre beim klinischen Vogel schießen war IZLce. moä. Jüttler, gestorben als Arzt 1847 in Eibau. — Die am Donnerstag, den SO. d. M. im FranziuS-Theater zum Benefiz des Herrn Kremcrshofs stattsindende Aufführung des trefflichen Laube'schen Schauspieles „Die Karls- schüler" verspricht eine höchst interessante zu werden, indem außer Herrn Resemann, welcher die Rolle des Schiller spielen wird, noch drei andere Gäste in dem genannten Stücke austreten und zwar Frl. Kirchner (geborne Leipzigerin, zuletzt am Hostheater in Altenburg engagirt) als Franziska, Frl. Ho ff mann von Leipzig als Laura und Herr Günther vom Stadttheater in Düssel dorf als Anton Koch. Jedenfalls verdieut die stete Bemühung der Direction, ihrem Publicum nach jeder Richtung hin reiche Abwechselung zu bieten, allseitigste Anerkennung und wollen wir wünschen, daß sich dieselbe auch gelegentlich des Benefizes des Herrn Kremcrshofs, welcher mit Recht zu den beliebtesten Mitgliedern deSFranzius- theaters zählt, bethätiaen möge. — Dem „Chemn. Tagebl." wird auS Leipzig vom 26. Juli geschrieben: Dem Abends wenige Minuten nach 8 Uhr auf hiesigem baprischen Bahnhose eintreffenbcn Schnellzuge entstieg an letztem Mittwoch, geführt von einem Herrn mit Vollbart, ein'langer, blinder Mann mit etwas gebeugtem Rücken, kurzgeschnittenem Schnurrbart und etwa« fahler, krankhafter Gesichtsfarbe. Nichts, weder die Haltung, noch die Kleidung, noch die Um gebung deS Blinden — ein einziger Diener folgte ihm und seinem Führer — ließ aus eine außerordentliche Persönlichkeit schließen, dennoch lenkten sich aus dem Bahnhofe bald die Blicke Vieler aus den des Augenlichts Beraubten, als derselbe, wie es schien, nach einem Hotel fragend, durch seinen Begleiter von einer der harrenden Gastkcüs- cquipagen zur andern geführt wurde und schließlich in einen Wagen des Hotel Hausse einstieg. um in letzterem zu übernachten und andern Tages auf der Berliner Bahn weiter zu reisen. Theil nahme und der Gedanke an da« Vergängliche des irdischen Glanzes und der irdischen Größe drückte sich auf den Mimen manches Betrachtenden auS, denn der blinde Mann, der nicht wie ehedem von ehrerbietig Harrenden begrüßt und unter Jubel rusen nach dem durch vorausgeeiltes Hofgesinde vorbereiteten Nachtquartier geleitet wurde, der vielmehr, wie ein anderer einfacher Reisender, unbegrüßt und nur von Wenigen erkannt in der fremden Stadt ausstieg und erst nach einer Un terkunft Umfrage halten mußte, — es war, wie man sich stillbewegt einander zuflüsterte, der ehe malige König von Hannover. (Uns selbst ist über die Durchreise des Erkönigs von Hannover nichts bekannt geworden. Wir müssen daher die Ver tretung der Richtigkeit der vorstehenden Mittheilunq dem „Chemn. Tagebl." überlassen. Die Redaction.) — Se. Majestät der König von Sachsen sind am 25. d. M. Abends 7 Uhr im besten Wohlsein in Ostende eingetroffen. — Aus Dresden meldet die „Reichszeituna": Vermißt wird seit einigen Tagen ein hiesiger Ge schäftsmann, der als Vorstand einer Aktiengesell schaft auch in weiteren Kreisen bekannt war. Vielleicht hängt sein Verschwinden mit dem Um stande zusammen, daß er vor Kurzem erst eine Generalversammlung seiner Gesellschaft anbe raumt, es aber vorgezogen hatte, in derselben gar nicht zu erscheinen. Zwickau, 26. Juli. Die am heutigen Tage auf dem hiesigen Schwanenschlosse tagende nicht öffentliche Generalversammlung des Ver eins sächsischer Geme indebeäm ten war von c«. 250 Mitgliedern besucht. Die Tages ordnung wurde in einer vierstündigen Sitzung rasch erledigt. — Der Bau der Elbbrücke bei Nieder wartha (Eisenbahnbrücke der Berlin-Dresdner Bahn) ist so weit gefördert, daß die Pfeiler in spätestens drei Wochen vollendet sein werden. — Wie die „Altenb. Ztg." meldet, ist der Budcnbesitzer Schwarz aus Zwickau, welcher am 24. d. M. auf dem Schießplätze zu Meuselwitz von dem Maurer Christian Siegel durch Messer stiche verwundet wurde, gestern den erhaltenen Wunden erlegen. Verschiedenes. — Vom 27. bis 29. August d. I. findet in Quedlinburg ein Congreß des allqemei- nen deutschen Handwerker- und Fabri kantentags statt. Auf den sächsischen StaatS- bahnstationen werden gegen Vorweisung der Ein trittskarten an die Delegirten desselben vom 24. August ab TourbilletS äusgegeben, welche zur freien Rückfahrt bis 1 September d. I., jedoch nicht zur Benutzung der Eilzüge, berechtigen. Freigepäck wird auf dergleichen Billets nicht ge währt. — Der 15. Vereinstag des allgemeine» Ver bandes der guf Selbsthülfe beruhenden Deut schen Erwerbs- und Wirthfchafts-Ge« nossenschasten wird vom 28. bis 31. August in Bremen abgehalten werden. Am Freitag, den 28., findet die Vorversammlunq statt und kommen anl Sonnabend, den 29., die Angelegenheiten der Vorschußvereine wie die den Verband betreffenden; am Sonntag, den 30., die aus die Consumvereine bezüglichen Anträge und am Montag, den 31., die Angelegenheiten der Magazinereien und der Rohstoffassociationen zur öffentlichen Verhandlung. Der Anwalt, Herr Schulze-Delitzsch, rechnet um so mehr aus einen zahlreichen Besuch des Ver bandstages, als die wirthschastliche Erschütterung des letzten Jahres auch die Genossenschaften in schwere Mitleidenschaft gezogen hat. Die großen Verluste, welche einzelne Vereine durch die Specu- lationswuth ihrer Vorstände erlitten, hätten gar nicht eintreten können, wenn die Beschlüsse der allgemeinen VerbandStage mehr Beachtung ge funden hätten. Wie oft ist darauf hingewiesen, daß dem Vorstande wie den Vcreinsbeamten am besten gar kein Credit bewilligt werden solle, wie oft hervorgehoben, daß der Schwerpunkt der Thätigkeit der AufsichtSräthe lediglich in der Con- trole liege und daß die letzteren gar nicht be fugt seien, verantwortliche Verwaltungsmaßregeln vorzunchmen. Wenn aber der Umsatz eines Vereines sich nach Hunderttausenden oder gar Millionen berechnet, dann muß der VcrwaltungS- rath über Kräfte verfügen, welche wirklich be fähigt sind, eine solche Controle auSzuübcn. Der gute Wille thut eS nicht allein, sondern das wirk liche Verständniß für die gestellte Aufgabe. Zu bedauern ist cs. daß die Frage wegen der Haft pflicht der AufsichtSräthe, für die sich der Anwalt ausgesprochen hat, nicht auf die Tagesordnung der Verhandlungen gesetzt worden ist. Der Vcr- einStag hat in der Regel unter den erschienenen Vertretern tüchtige Juristen, deren Mitwirkung bei der Behandlung dieser Frage von großer Wichtigkeit sein würde. Die zahlreichen Vereine unserer Provinz werden diesmal es gewiß nicht unterlassen, Vertreter nach Bremen zu senden, damit sie hören, welche Schritte gethan werde« müssen, um die Genossenschaften vor ähnlichen Verlusten, wie sie im letzten Jahre eingetreten sind, zu bewahren. Es wird unter Umstände« auch für die deranairten Institute möglich sei», die alte solide Basis für die Geschäftsthätigkeit wieder zu gewinnen, wenn das Verständniß für das eigentliche Wesen der Genossenschaften ein besseres geworden ist und das Cliquenwesen, das sich leider in nicht wenigen Vereinen breit gemacht hat, beseitigt ist. — Man nimmt an, es werde den Erben deS ver storbenen StaatöministerS v. d. Heydt gefallen, recht bald bekannt werden zu lassen, in welcher Art er testamentarisch über einen Theil seines Vermögens zu Gunsten Anderer verfügt habe. Daß in dieser Weise von dem Verstorbenen Be stimmungen getroffen worden sind, haben die ihm zunächst stehenden Personen zugegeben. — New-Vork. Das thörichte Anglisiren deutscher Namen in Amerika hat oft sehr üble Folgen. Jetzt ist in Ohio eine Familie „Stone- breaker" in großer Verlegenheit, weil man dem Familienhaupte die ihm als Steinbrecher zuge- sallene Erbschaft von 120,000 fl. vorenthält. j)ie Behörden in Bayern verweigern die Anerkennung des „Morris Stonebreaker" als des in dem Testa ment des Oheims Michael Steinbrecher benannten Moritz Steinbrecher. Ohne Erlaubniß der Be hörde sollte Niemand seinen Namen verändern. Zuweilen hat übrigens eine solche Namensände rung auch gute Folgen. So hat der Gouverneur von Minnesota die Verhaftung des flüchtigen Mainzer Cassirers Wilhelm Steinbrenner verwei gert, weil ein Mann dieses NamcnS in St. Peter nicht existirt und er den William Stoneburner, der seit zwei Jahren dort lebt, nicht als „Stein- brenner anerkennen will oder kann. (Eingesandt.) * Pegau, 27. Juli. Feste sind Ruhepuncte auf dem Bilde des geschäftlichen Lebens, sind Pausen im Concerte des socialen Verkehrs. Ohne philo sophische Erörterungen, stillschweigend wird überall, wo wahre Bildung sich offenbart, de« ästhetischen Naturgesetz des RuhepuncteS auch im Leben in festlichem Feiern Rechnung getragen. Darum kann man wohl sagen, wo man Feste feiert, da ist da« Leben noch schön, denn des Lebens Schönheit ist eS, welche die Feste bedingt. Des deutschen Volkes Bildungsbahn hat sichere Gleise, da hat jede Fa milie, zede Corporation, jede Gesellschaft einmal im Jabre ihr Fest, an welchem sie sich rein selbst lebt. Es hat seine Sänger- und Turner-, seine Gelehrten- und Künstler-, seine Gewerbe- und Schützenfeste, und welche Wahrheit in der obigen Folgerung liegt, wird durch nichts so sehr bethä- ligt, als dadurch, daß sich dieselben auch auf an dere Völker übertragen. Auch in Pegau ist das Leben schön, muß eS schön sein, denn cs feiert jetzt wieder sein Schützen- feft, sein Vogelschießen, seinen Nuhepunct — daS Fest seiner Daseinsschönheit. Und was eine jede Feier erhöht, der Fremden Antheil, wurde Pegau am Sonntage, dem Festcrösfnungstage im reich lichen Maße zu Theil. Außer den gewohnten stattlichen Gästen unserer ländlichen Umgebung in weiter Ausdehnung, führte die Eisenbahn von beiden Seiten wohl gegen 1500 Personen in schöner weiblicher und männlicher Buntheit herbei und allen sah man an, daß sie der Fahne Sinn verstanden; denn alle hatten die Erregtheit, welche die jetzt hochwogende Politik erzeugt und den In grimm über die Usurpation des Namens Freiheit, welche, seit Beust's schmachvoller Beschmutzungbis zur Unbrauchbarkeit der schwarz-roth-goldnen Tri- colore durch Mißbrauch als Deckmantel deutsch feindlichen Streben«, von Ultramontanen, Parti- cularisten und wie die finstern Mächte alle heißen, auSgeübt wird, zu Hause gelassen. .Dem Adler wachsen im Fluge die Schwingen! Das Fest verschönerte sich mit den Gästen, und allen wurde Genüge gethan. Da wir wissen, daß unsere Gäste bestätigen müssen, eS ist ein Fest einzig in seiner Art, so sind wir der freudigsten Erwartung dessen, was uns die beiden letzten Haupttage, Donnerstag und Sonntag, bringen werden. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement deS GultuS ««-öffentlichen Unterrichts. Erledigt ist: da« Pfarramt zu Jöhstadt (Anna- berg), daS Pfarramt zu Rautenkranz (Auerbach!, das Pfarramt zu Terpitz (Oschatz) und daS Pfarramt zu Höckendorf ^Radcdergl, Loll. das königliche Cultusministerium, die Schulstclle zu Ammelsdorf (Fraucnstein) und die Knabenlehrerstelle an der mitt leren Schule zu Gelenau (Stollberg), Loll. für dies mal das königlich« Cultusministerium; das Direktorat an der i. Bürgerschule zu Plauen, Loll. der Stadt- rath daselbst; die Ztirchschulstelle zu Reuth (Plauen), Loll. die ÄutSherrschaft daselbst; daS Direktorat, sowie daS Bicedirectorat an der Bürgerschule zu Reichen- bach (Plauen), Loll. die Gutsherrschaft mit dem Stadt rath daselbst; die 2. Lehrerstelle zu Hormersdorf (Stollberg), die Oberlehrerstelle an der Bürgerschule zu Königstein (Pirna), die Schulstelle zu Naundorf (Dresden i l.). die Kirckschulstclle zu Brießnitz (Dres den U.), sowie die Kirchschulstelle zu Kesselsdorf (Dre-den U.), Loll. daS königliche Cultusministerium.