Die Bauten Constantin’s d. Gr. am heil. Grabe zu Jerusalem. 11 dem sogenannten Teich Bethesda, der bei den Türken Birket Israin heisst, gegen den höher gelegenen Hügel Bezetha begränzt wird. So ist der Berg, der eine Fortsetzung des Hügels Beze tha bildet, dadurch nivellirt, dass man an dem nordwestlichen Ende den Fels abgetragen, an den übrigen Seiten dagegen die Oberfläche durch kolossale Gewölbe und Mauern erweitert hat. Man kann die letztem längs der ganzen Südseite verfolgen, dann zunächst der Südwestecke an der Westseite, wo sie die Mauer bilden, bei welcher die Juden ihren Klageplatz haben, und endlich an dem nördlichen Theile der Ostseite und Westseite. Der übrige Raum, so weit man ihn kennt, und namentlich der grösste Theil der Ostseite ist durch weit weniger ausgezeichnete Mauern von zum Theil sehr jungem Datum geschlossen. Jene alten Mauern sind merkwürdig nicht bloss durch die Grossartigkeit der ganzen Anlage, sondern noch besonders durch die Grösse und die Art der Bearbeitung der dazu verwandten Steine, und man hat in ihnen deshalb Ueberreste der sonst völ lig unbekannten jüdischen Architektur wieder zu erkennen ge glaubt. Sie umgeben nämlich den Berg so, dass sie die Sub- structionen für eine Erweiterung seiner Oberfläche bilden, und an der Südseite befinden sich hinter diesen Umfassungsmauern ausgedehnte unterirdische Gewölbe, zu denen namentlich eine Reihe von 15 Gallerien an der Südostecke gehört, die vom Haram aus zugänglich und zum Theil zu Bet-Plätzen eingerichtet sind. Seit der Zeit der Kreuzfahrer gelten diese letztem für die Ställe des Salomo. Die einzelnen Werkstücke dieser Sub- structionen sind von kolossaler Grösse, einzelne über 3(/ lang, und nur an den Fugenrändern glatt behauen. Diese Art der Bearbeitung hat man für eine jüdische Eigenthümlichkeit gehal ten , indessen ist sie an spätem römischen Bauten, wie am Co losseum in Rom, am Amphitheater in Pola, bekannt genug, und noch ausgezeichneter sieht man sie an dem Grabmal des Theo- derich zu Ravenna, der Porta nigra zu Trier, und einer Anzahl von Thürmen in der Nähe des sogenannten Pfahlgrabens, welche gewöhnlich für Römer - Werke gelten, vielleicht aber richtiger von James Yates ') den Germanen einer etwas jüngern Zeit zu- 1) Der Pfahl-Graben. Augsburg 1858 (im 23. Jahres-Bericht des hi-