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Orfcheütt tLglich früh 6»,. Uhr. »esaclt», »»d levedttt» zohaunisgast« r». Haupt-«edactru, Hüttner m «auduch. Aßr v polit. Tveü veraatwvttlich vr. Arnvtd Vvdek m Leipzig. »n«ah»r der für die nächst- fRaende Nummer besttmunen ^nierate a» «ochentagen bis t m>7 Nachmittags, an Soun- Mdtzeftia-en früh bis '/,9 Uhr. 1, »r, /tllatr» sRr Jas. Laaaymc: Htt» Klemm. UmversULtsstr. 22. rmeis Läichr. Kathariueustr. t 8. p. nur bis '/,8 Uhr. Metz-Auflage 14,85». .4»»»»e»s»i»,rr1» viertelt. <V,2 incl. «ringerlohn ü Mk.. durch dir Post bezogen « z?t. Jede einzeln« tttumuicr 30 Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Exttabeilagcn ahne PostdefSrderung .!ü D>l. mit Postbefbrderung 4L Mi. FasrnUe iaesp BouraeoiSz. 20 Pf. Grüßere Schn'ien laut unserem PreiSverzrichnih — Tabellarischer Satz nach höberem Tarif. Recl«e, »ater dem Kedacttoaastrt- die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Erpetttt« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Aablung praeanworauch oder durch Postvorschuß. W 27S. Donnerstag den 5. October 1876. Bekanntmachung, die i« Jahre 1878 in Pari- stattfindeutze allgemeine Ausstellung betr. In Folge einer an die Unterzeichnete Gewerbekammer erlassenen Verordnung des Königlichen Ministerium- deS Innern ersuchen wir diejenigen Industriellen des Leipziger GcwerbekammerbezirkS, welche geneigt sind, durch hervorragende Leistungen an einer würdigen Vertretung der deutschen und beziehentlich sächsischen Srdustrie bei der Pariser Weltausstellung sich zu be theiligen, un- hierüber mit thunlicbster Beschleunigung schriftliche Mittheilunq zukommen zu lassen. Leipzig, im October 1876. Die Gewerbekammer. M. Krause, Adv. Ludwig, Secr. stellvertr. Vorsitzender. Bekanntmachung. An unserer höhere« Bürgerschule für Mädchen ist die mit 2400 IahreSgehalt dotirte 8. Oberlehrerstelle sobald alS möglich zu besetzen. Geprüfte Theologen oder Philologen mit der Befähigung zur UnterrichtSertheilung in Religio«, Deutsch und Franzöfisch in den mittleren Elasten werden ersucht, ihre Bewerbungsgesuche unter Beifügung der Zeugniste und eine- kurzen LebenSlausS baldigst bei uns einzureichen. Noch bemerken wir. daß in Gemäßheit der AnsteUung-kedingungen die Lehrerftellcn an unserer höheren Mädchenschule nur bei dreimonatlicher, auf Ostern oder Michaelis zu stellender Kündigung aufgeaeben werden dürfen Leipzig, den 2. October 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilffch, Resdr. Bekanntmachung. Im neuen Iohannis-HoSpital-Gebäude sollen die Aschen- und Kehrichtbehälter nebst Zuführungen theilweiS verändert und die hierzu erforderlichen Maurer- und Schlossersrbeiten rc. an einen Unter nehmer in Accord gegeben werden. Zeichnungen nebst Bedingungen liegen im RathSbauamte au-, woselbst auch die Preissorderungen bi- Montag de» 8. Oktober AbeudS 8 Uhr mit der Aufschrift „JohanniS-Hospital" ver siegelt und unterschrieben abzugeben sind. Leipzig, den 29. September 1876. DeS RathS Baudeputatiou. Höhere^ Bürgerschnle^für Mädchens Die für Michaelis zur Aufnahme angemeldeten Schülerinnen haben sich Montag den 9. Octbr. Morgen- 10 Uhr im Turnsaale der Anstalt zur Aufnahmeprüfung einzufinden und die erforderlichen Scheine und Zeugniste mitzubringen. vr. W. Röldeke. Feldverpacbtung. Folgende der hiesigen Stadtgcmeinde gehörige, in der Stadtstur Leipzig (Pfaffen- und Petscher Mark) gelegene Feldstücken, nämlich: 1,2 Acker 194 lH R — 1 Hektar 46,53 Ar der Parcelle Nr 2694 unterhalb de- alten Exercirplatzes bei GohliS, zwischen der Pleiße und der früheren Sandgrube, auSfchliestlich de- nicht mit zugemestenen Schlamm- ablagerungSplatzes und deS ZusuhrwegeS dahin, nach Beseitigung der jetzt darauf befindlichen Gärtneret und Garte««»- lagen, ---- I I Hect. 79,90 Ar der Parcelle Nr. 2736 neben und hinter dem WachStuchplatze der Herren Göhring L Böhme biß zur Entritzscher Flurarenze, ausschließlich der von diesem Feldstücke für die Thü ringische und Magdeburger Eisenbahn enteigneten, in der vorange- aebenen Pachtfläche nicht mit enthaltenen, sondern bereit- davon in Abzug gebrachten 15 Acker 186 s^R ----- 8 Hect. 64.44 Ar, --- 19 Hect. 76,83 Ar der Parcelle Nr. 2740 an der Berliner Straße gegenüber dem Berliner Bahnhofe, ---- 2 Hect. 68.04 Ar der Parcelle Nr. 2742 an der Berliner Straße vor der Guanosabrik, — 6 Hect. 13,75 Ar der Parcelle 4K. 2747 zwischen der Berliner Straße und dem Eutritzsch-Schönefelder CommunicationSwege am nördlichen Friedhofs, — 12,73 Ar der Parcelle Nr. 2751 zwischen der Berliner Straße und der Berliner Eisenbahn, ---- 30,44 Ar ebenda am Ende deS Berliner Bahnhofes, aus schließlich de- daran hinsllhrenden WirthscbastSwcgeS. sollen nur zu« Feldbau, also mit Ausschluß jeder anderen BenutzungSweise, aus die neun Jahre 187? bi- mit 1888 an die Meistbietenden anderweit verpachtet werden und beraumen wir hierzu Versteigerungstermin auf Sonnabend, den 14. d. M, Vormittags 11 Uhr an, zu welchem sich die Pachtlustigen im großen Saale der Alten Waage, Katharinenstraße Nr. 29, 2. Stockwerk, emfinden und ihre Pachtgebote thun wollen Die Verpachtung-- und VersteigerungSbedingungen, sowie die Situationspläne liege» in der Er- pedition unserer Oekonomie-Inspection im alten IobannishoSpitalr zur Einsichtnahme au-. Leipzig, den 30. September 1876. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti 2,21 96 3,35 . 216 4.4 - 253 5,11 - 27 - 69 7- » 165 Lvangelisch-lutherischeLandessynode. —cd. Dresden, 3. October. Die gestrige und heutige Sitzung der evangelischen LandeSsynode boten wenig oder gar kein Intereste. Gestern wurden da- Präsidium (Kammerherr v. Zehmen Präsident, Oberhofprcdiger vr. Kohlschiitter Vicepräsident, Gerichtsamtmann Weidauer und Superintendent Körner Secretaire) und der Legitimation-- und Redactionsausschuß, heute der Verfassunqs- und Petitionsau-schuß gewählt. Die kurze Eröffnungs rede de- Eultu-ministers am gestrigen Tage war rein geschäftlich gehalten und ohne jede Andeutung über die Stellung deS KirchenregnnentS zu den brennenden Fragen. Dagegen hatte die vom Oberhofprediger vr. Kohlschütter Vormittags 9 Uhr in der evangelischen Hof-(Sophien-)kirche gehaltene Eröffnungsrede insofern hervorragende Bedeutung, alS sie zwar die kirchlichen Wirrniste und Spaltungen lebhaft beklagte, den Mitgliedern der Synode jedoch dringend anS Herz legte, die Heilung dieser Uebel lediglich in Christ»- und der von Diesem gepredigten Milde, Nachsicht und Duld samkeit zu suchen.' Die ganze Predigt trug einen echt christlichen Charakter und hat lebhafte Zu stimmung bei Allengefunden, die nickt der extremen orthodoxen Parteis angehören. Sie ist wohl auch die Ursache gewesen, daß Oberhofprediger vr. Kohlschütter, welcher der Mittelpartei ange hört, zum Bicepräsidenten gewählt worden ist. Welchen großen Eindruck die Predigt gcmackt, davon giebt auch da- Zeugniß des Pros. Seydcl- GohliS Kunde, welche- Derselbe in der gestern Abend im Gewerbehause abgehaltenen Versamm lung de- Protestantenvereins ablegte. Außer den genannten AuSsckußwahlen fand heute noch Vor trag der Registrande statt. AuS derselben interessirt namentlich eine Mittheilung de- Superintendenten Schmidt-Werdau Uber die dies jährige Diöcesanversammlung, welche angesichts des UeberhandnehmenS de- Meineid- bittet, die Eide-leistung möglichst zu beschränken und unter größeren Feierlichkeiten vollziehen zu lasten. Be rüglich der bekannten Antikirchenzucht-Pctition von Mitgliedern Freiberger Kirchenvorständc beschließt die Synode auf Vorschlag de- Präsidenten, die Beschlußfassung noch auSzusetzen, weil nämlich Petitionen auf Einführung der Kirckcnzucht zur Zeit noch nicht an die Synode gelangt sind. Nächste Sitzung morgen 11 Uhr Die den Mitgliedern der Synode bereit- zuge gangenen Vorlagen sind im Ganzen 15 und betreffen die ErgänzungSwahlen für die LandeS- synode, die Ernennung der Commistare, die Aus zahlung der Tagegelder und Neisevcrgütung an die Svnodalmitglieder und de- KanzleiauswandeS, die Aushebung de- tz. 2 de- KirchengesetzeS vom 5. April 1873 (Beschränkung de- Collaturrecbts), die Fixation der Accidenzien und Stolgebübren der evangelisch-lutherischen Geistlicken und Kirchen diener, die Regelung der finanziellen Lage der Geistlicken, die Vorlegung der in Folge de- ReichS- gesetzeS über die Beurkundung de- Personenstandes irnd die Eheschließung vom 6. Februar 1876 er gangenen Vercrdnung de- evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS, den Plan Uber die neue Ein- theilung der Ephoralbezirke, die Vorlegung folgen der zwei Gesetze: Gesetz 1. über Emeritirung der evangelisch.lutherischen Geistlichen und 2. zur Abänderung und Ergänzung deS Gesetze- vom 1. December 1837, die Errichtung einer Predigcr- Wittwen- und Waisencaste, die Bestellung deS ständigen Ausschusses, einen Generalbericht über die kirchlichen Zustände de- Lande-, die Bearbeitung cineS Gesangbuchs für die evangelisch-lutherische Landeskirche, die Bearbeitung einer neuen Agende, einige kircbendiSciplinelle Bestimmungen und den Ausfall von Taufen und Trauungen seit dem 1. Januar d. I. Wir kommen auf den Inhalt der Vorlagen ge legentlich zurück. Mit den heute vollzogenen Ausschußwahlen sind die Vorarbeiten beendet und beginnen morgen die eigentlichen Verhandlungen. Verein für Las höhere Mädchenschulwesen. i. Köln, 2. October. Der deutsche Verein für daS höhere Mädchenschulwesen, welcher im vorigen Jahre in Dresden tagte, hält seine diesjährige Hauptversammlung in der alten Rhein stadt Köln. In der Ansprache, womit vr. Erckelenz die Versammlung eröffnete, wurde erwähnt, daß bis vor Kurzem aus den linksrheinischen Landen die Mädcken zur Erlangung einer höheren Bildung fast ausschließlich in belgische und französische Klöster geschickt seien, wie deshalb die Versamm lung der Lehrer und Lehrerinnen an höheren Mädchenschulen von Allen, welche einen Wandel in dieser bedenklichen Erziehung-weise wünschten, froh begrüßt werde. Daraus hieß Herr Bürger meister Renne die Versammlung unter Anerkennung de- hohen patriotischen WerthcS ihrer Bestrebungen herzlich willkommen. Aus dem Geschäftsberichte ist hervorzuheben, daß zu den bisherigen Zweigvereincn jetzt auch ein solcher im Königreiche Bayern gekommen ist, und daß im Ganzen die Zahl der Vereinsmit- glieder von 1500 aus 2100 gestiegen ist. Die Stellung der Höhe von Mädchenschulen zu denc gesammten SckulorganiSmuS hat sich günstiger, besonders in Sachsen und Baden, gestaltet. Die Betbeiligung an der allgemeinen deutschen PensionS- Anstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen ist in steter Zunahme begriffen. Schon sind mehr alS 500 Mitglieder ausgenommen, doch hoffen von denselben 200 auf Beihülse aus dem HülsssondS, dessen Aufbesserung deshalb besonder- wünschen-, werth ist. Unter der hohen Protection der Frau Kronprinzessin des deutschen Reiches und von Preußen wird im nächsten Monat in Berlin ein WohlthätigkeitS-Bazar zu diesem Zwecke gehalten werden, der i» 12 deutschen Städten Filialen findet. Schon jetzt sind reiche Gaben auS ganz Deutschland zugesagt. Die etwa unverkauft kleidenden Gegen stände sollen verloost werden, wozu bereits 10MO Loose zu 1 ^ untergebracht sind. Die Solidität der Berechnung für die Tarife der Anstalt steht außer Zweifel. Rach kurzem Berichte über die Rechnung der VcreiuScasse und nach Empfehlung der durch die Wagner'sche Buchhandlung besorgten Vermittelung de- ProgrammtausckcS ergriff Dir. Kcppenberg aus Bremen das Wort zii einem längeren Vor trage über Lehrerinnenbildung, der auf dem Grunde reicher Erfahrung die Ausgaben der Lehrerinnen entwickelte und nacbwieö, in welchen Stücken eine Erweiterung derselben wünschens- werth erscheine. Direktor Haarbrücker fügte dem noch einige Bemerkungen über eine zweite Prüfung der Lehrerinnen hinzu^ worauf die Debatte eröffnet wurde Durch dieselbe wurde nun die erste der gestellten Thesen zur Abstimmung gefördert und dahin modificirt, daß die Majorität der Ver sammlung die Mitwirkung wissenschaftlicher Lehrerinnen in den oberen Clässen für wünschenS- werth, nicht, wie der Referent beantragt hatte, für unentbehrlich erklärte. Neues Theater. Lkipng, 4. October. Die stolze spanische Prin zessin Donna Diana in dem Stücke des Moreto ist eine Lieblingsrolle unserer Schauspiel-Prima- donncn. Der Kampf zwischen Stolz und Liebe giebt der darstellenden Kunst, auch abgesehen von dem dichterischen AuSdruck, Anlaß zu einem reichen Mimen- und Geberdenspiel, und welche Künstlerin würde nicht gern eine wegen ihrer Schönheit ge priesene Prinzessin darstellen d Frl. Geist Niger spielte die Rolle mit dem Adel der Haltung und der Bewegungen und mit dem vollen Glanz der äußeren Erscheinung, der hier durchaus geboten ist-, auch dem Seclengemälde, da- uns der Dichter entrollt, gab sic ein ent sprechendes und lebhaftes Colorit, und wenn wir auch Dianen gesehen haben, deren uiarmorner Stolz noch unerbittlicher schien, wenn auch hier und dort in den AuSdruck de- spanischen StolzcS sich ein wenig moderne Koketterie mischte, so ver diente doch die Leistung wegen ihrer harmonisch maßvollen und schönen Haltung auch im dichte rischen Vortrage den Beifall, der ihr zu Theil wurde. Da der Dichter selbst von einer sinnberückenden Toilette in der Gartcnsccne sprechen läßt, so kann die Kritik, die sonst mit dem Modejournal Nichts zu thun hat, doch nickt umbin, den seltenen Glanz und Pomp der brillanten Toiletten zu erwähnen, mit denen die Darstellerin ihre spanische Prinzessin auSstattete. Die übrige Ausführung sagte unS wenig zu. Herr Grube, der in fugendlichen Heldenrollen Tüchtige« leistet, zeigte zwar sein immer bewäbrtes Verständniß im Vortrag und in der Hervorhebung einzelner Pointen der pointenreichen Diction; er zeigte volles Feuer der Hingebung in der dichterisch so schöne,! Liebeserklärung des letzten Actes; aber der seine Geist, die Grazie und Eleganz spanischen RitterthumS kam dock zu wenig in seinem Spiel zur Geltung. Die Melancholie im ersten Act war viel zu düster gehalten. Don Cäsar ist auch im Liebesschmerz kein moderner Pessimist; auch wurden die Verse in der großen Erzählung durch aus nicht so respectirt, wie eS diele schönen dichte rischen Schilderungen verdienen. -Dies gilt in erhöhtem Maße von dem Pcrrin des Herrn Con rad, der zwar besonder- im letzten Act einige heitere Pointen zur Geltung brachte, dessen Dar stellung aber durchaus die gleichmäßige künstlerische Durcharbeitung vermissen ließ. Pcrrin ist aller dings eine sehr schwierige Nolle; man darf aber mit den Versen derselben nickt zu cavalier- mäßig umspringen; jeder will sein eigene- Reckt; man darf den Köcher mit Pfeile», aus dem die Rolle besteht, nicht aussckütten und sich einen oder den andern herauSsuchcn, den man negesgewiß nach dem Ziele wirst. Jeder dieser Pfeile muß mit der gleichen Grazie und Sicherheit nach dem Ziele abgcsandt werden. Auch die beiden Prinzen Don LoucS und Don Gaston schienen sich nicut recht im spanischen Co stüm zu behagen; namentlich erinnerte die Naive- tät deS Don Gaston an moderne Burschenrollcn und war dock zu wenig stylvoll. Etwas bester war es um die Prinzessinnen bestellt, die von Frl. Tullingcr und Frl. Wessely dargestellt wur den, wenngleich auch sic ctwaS fchückteru einher schritten in ihren jedenfalls nach verschiedenen Modcjournalen auS der Zeit deS seligen Moreto angesertigten Toiletten. Herr Stürmer (Don Diego) und Frl. Räder (Florette) gehören zum eisernen Inventar unserer Donna-Dianavor- stcllungen; die Kritik hat sich mit ihnen bereits früher anerkennend beschäftigt. Rudolf Gottschall. vir Cenlral-Lurnanftalt m Lerliu. s Perlm, 2 Oktober Die heutige 25jährige Jubelfeier der königlichen Ccntral- Turnanstalt in der Sckarnhorststraße, hart am Jnvalidenpark. zeigte fo recht, wie wenig be gründet daS einst so laute reactionaire Geschrei über die Gcmeingesährlichkcit deS Turnens ge wesen. Da wußte wenig mehr denn der tausendste Theil der Einwohnerschaft von der Feier, wenig stens hatte cr sich den Tag nur allein gemerkt, von dessen Herannahcn die Zeitungen allerdings mehrmals gesprochen. Und c- war doch eine so erbauliche Versammlung, diese der 400 ernsten Männer, die da- Fest zu begehen von allen Enden der preußischen Monarchie gekommen waren, weil sie thcilS ihre turnerische Ausbildung in derselben erlangt, theils auch sonst den Zwecken derselben gewonnen waren. An der Wiege wurde der An stalt freilich kein bewillkommnendes Lied gesungen, die alten Iahn'schen Turner betrachteten sie mit Mißtrauen, weil sie von einer Leitung abhing, dcc ihre turnerische Ausbildung vom Schweden Ling empfangen und die nur diescS ManneS Auffassung de- TurnwcsenS gelten zu lasten gesonnen war. Hauptmann Rotystein, dieser Leiter, war mit einem anderen Osficier, Namenö Techow, einem ausgezeichneten Turner der Jahn - Eiselen'schcn Schule, nach Schweden zur Kenntnißnabme der schwedischen Gvmnaslik Ling'S geschickt worden, und er hatte, derselben gewonnen, die Regierung zur Einrichtung einer königlichen Central Turnanstalt nach schwedischem Vorkilde zu bestimmen gewußt. Techow hatte sich an den revolutionairen Um trieben der Jahre 1848 und 1849 bethciligt und