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Leben auf der Landstrasse. 39 ohne welches er steril bleibt. Ueber die vordere Hügel kette fort, an deren Abhängen einzelne Besitzungen und Gartenanlagen sich kenntlich machen, schaut man gegen NO. gewendet auf die flachhügeligen, kahlen Landschaften, welche als die letzten Ausläufer der Jora-Kura-Wasserscheide zu betrachten sind und, in der Hauptrichtung den Fluss betten folgend, später in weitem flachem Bogen die Ka- ragassteppe gegen Norden umgrenzen. Weit in der Ferne am Horizont sieht man undeutlich, im Nebel verschwin dend, die leichten Contouren dieser nackten Gebirge sich hinziehen. Die Strasse ist sehr belebt. Die schwerfälligen Arbentransporte, deren Gespann aus Büffeln oder Ochsen besteht, und die Getreide, Mehl, Heu u. s. w. zum Bazar bringen, werden oft durch sogenannte Furgonfuhren unter brochen, welche, ehemals den deutschen Mennonitencolonisten an der Malotschnaja (Asowsches Meer) entlehnt, sich im Verlaufe der Zeit weithin über ganz Transkaukasien ver breitet haben, namentlich in der grossen Colonie von Wür- tembergern, Helenendorf bei Elisabethpol, gebaut und ebenso wol von Molokanern, wie von Tataren, von Duchoboren und von Armeniern benutzt werden. Dieser verhältniss- mässig neuern Methode des Transports schliesst sich auf weite Strecken hin die urwüchsige landesübliche, auf Ka melen, an. Karavanen von 100—150 befrachteten Thieren sind im Herbst sehr gewöhnlich. Den alten Leitkamelen thut man viel originellen Schmuck an. Buntfarbige, in Wollgarn geflochtene Brust- und Afterstücke, die mit allerlei Troddelwerk verziert sind, werden ihnen angelegt. Der Halfter ist reich mit den kleinen Cypraeamuscheln be setzt, und zwischen den Ohren, in der Mitte des Kopfes, erhebt sich ein hoher Haar- oder Federschopf. Solchen Leitthieren hängt man auch die grossen, hohl- und tief klingenden Glocken um den Hals, welche aus Kupferblech gemacht werden und bis zu 1 Fuss gross sind. Andere