38 Zweiter Abschnitt. durch die ersten Sonnenstrahlen erwärmt wurde, trat ich in Begleitung des Herrn Hans Leder und des Präparators Rubansky die Reise gegen Osten in das am Südwestwinkel des Caspi gelegene und beinahe 100 Meilen von der georgi schen Hauptstadt entfernte Land an. Mühsam passirt man die engen Strassen des armenischen Bazars, in welchen schon zeitig ein reges und überaus lautes Treiben herrscht, und wo schon am frühen Morgen der schachernde Klein händler mit tausend und abermals tausend Kleinigkeiten sich eifrig den geringen Tagesverdienst sucht. Erst jenseits der Bäder, welche, gespeist durch die Thermen von Tiflis, einen nie versiegenden Reichthum ihren Besitzern gewähren, wird die Strasse freier. An der Baumwollenspinnerei Mirsojew’s vorbei, welche jetzt durch Franzosen betrieben wird, geht es weiter fort. Links her starren noch die meh rere 100 Fuss hohen Steilwände des hohen Kuraufers uns entgegen, an deren oberm Rande, angeklebten Vogelnestern gleich, sich die Wohnungen der Awlabarer Bevölkerung erheben; um von ihnen aus das Wasser nach oben zu heben, werden Eimer an langen Stricken zum Flusse herabgelassen. — Die Stadt liegt nun hinter uns. Der Blick wird freier. Die Gärten auf den Inseln der Kura prangen noch im bunten Herbstlaube der Bäume und die Gemüsebeete am Boden weisen noch hier und da die volle Ernte spätgesäter Garten früchte auf. Der Fuss des Trialetischen Gebirges tritt un mittelbar an das rechte Ufer des Flusses. Von seinen Steilungen schwingt sich in schwankendem Fluge der schöne Mauerspecht (Tiehodroma) zu den Gärten im Thale, um dort reiche Insektenlese an den alternden Obstbaum stämmen zu halten. Am linken Flussufer wird die Ebene bald breiter und breiter. Hohe Schöpfräder heben hier im Sommer die Fluthen und ergiessen sie in Rinnen und Aquäducte, um dem erhitzten Gulturboden das nöthige Wasser zu geben,