Die Sehahsewenzen. 429 die persischen Nomaden, sie plünderten, verheerten die Saaten, trieben das Vieh fort und machten beständig Raubanfälle in die Dörfer. Andererseits kam es zwischen russischen Nomaden und den Schahsewenzen zu beständigen Händeln wegen der Winter- weiden (Kischlagen), die oft mit Blutvergiessen endigten. Alles das bewog den Baron Wrangel, damals Gouverneur von Schemacha, die nöthigen Maassregeln zu treffen, um die Wandergrenzen der Schahsewenzen genau zu bestimmen. Auf seinen Befehl wurde sofort die Grenze bezeichnet, welche von ihnen nicht überschritten werden durfte. Derselben gemäss blieb zwischen den Wander plätzen dieser Nomaden und den Flüssen Kura, Araxes, Akusclia und Bolgaru-tschai ein Raum von nicht weniger als fünf Werst Breite, und es umzog diese Linie bis zur persischen Grenze eine Fläche von ungefähr 2000 □ Werst. Ausserdem wurden den Schahsewenzen die Wege und Plätze angezeigt, auf denen und an denen sie ihr Vieh zur Tränke an die Flüsse treiben durften. Gleich nach Einführung dieser Maassregeln tlieilten die Il-Begi und Beks der Schahsewenzen dieses ganze Gebiet in 800 Kiscli- lagen, welche sie ihren Untergeordneten, sowie auch andern Stämmen zu verkaufen begannen. Doch hörten auch jetzt Ge setzlosigkeit und Misbrauch nicht auf. Die Beks und Stammes ältesten eigneten sich eine gewisse Anzahl von Kischlagen au, behielten davon nur den zur Ernährung ihres Viehes nöthigen Tlieil und verkauften den Rest an ihre Stammesgenossen oder an andere Nomaden. So haben z. B. die Bala-Beklinzen 45 Kischlagcn, von denen der Aeltestc und seine Verwandten nur einen kleinen Tlieil einnehmen; das Uebrige verkaufen sie je nach der Winterzeit von 30—150 Rubel per Kischlag für 1000 Schafe auf fünf Monate. Die Grenze, welche der Gouverneur von Schemacha bezeichnet hatte, wurde von den Schahsewenzen indess nicht eingehalten und auch jetzt noch überschreiten sie dieselbe oft. Es entstand sogar eine eigenthümliche Form dieser Grenzverletzung. Die Risa-Beklinzen, Dshe-Chan-Chanumly, Kusat-Beklinzen und viele andere Schahsewenzen-Stämme verkauften nämlich alle ihre Kischlagcn und nahmen dann Winterweiden russischer Unterthanen am rechten Ufer der Kura, des Araxes und der Akusclia ein. Es kommt auch jetzt noch häufig vor, dass be sagte Stämme die Plätze russischer Einwohner von Katschachkend, Kuwtseliikend, Tasekend, Chaschim, Clianly u. s. w. sich aneignen