Phänologiscke Beobachtungen an Bäumen. 293 häufigsten und intensivsten Winde sind. Im geschlossenen Hochwalde wird eben ihre Macht total gebrochen. Ausser dem Moose ist es nun namentlich ein Farrnkraut, welches auf den Stämmen, oft noch in 4—5 Faden Höhe, lebt. Es ist Polypodium vulgare, dessen stumpf umrandete Blattlappen tief eingeschnitten sind und dessen zierliche Wedel, abwärts hängend, oft ganze Bahnen an den bemoosten, halb hin gefallenen Stämmen bezeichnen. Scolopendrium findet sich auch wol hier und da auf den Stämmen, siedelt sich aber lieber zwischen den Wurzeln der Bäume an. Ich habe nun einige phänologische Notizen über die Bäume des Urwaldes mitzutheilen und namentlich auch darüber zu sprechen, wie weit ich jetzt die vornehmlichsten Arten in Bezug auf die Knospen entwickelt fand. Es währt die winterliche Ruhe für viele Specics hier nur sehr kurze Zeit. Wenn man bedenkt, dass wir Mitte November die Wälder fast noch im vollen, freilich mannichfach schon herbstlich gefärbten Laube im Tieflande und in den Vorbergen antrafen, wenn man ferner erwägt, dass einige Bäume, wie z. B. die Eichen und Parrotia, ihr Laub erst gegen Mitte December abge storben trugen, keineswegs aber abwarfen, -so wird man sehr überrascht sein, zu sehen, wie die meisten Bäume schon Mitte Februar wieder in vollem Safte sind, einige bereits blühen und nach den ersten warmen Tagen die Blatthüllen zu sprengen beginnen. Am weitesten von allen Baumarten vorgeschritten fand ich Carpinus betidus. Der Baum ist im Tieflande nicht sehr häufig und wächst auch nicht zu ganz ebenbürtigen Riesen heran wie Ulmus campestris und Querem castaneaefolia; Exemplare, denen man 35—40 Jahre geben konnte, schim merten in den Kronen schon goldgrün, da dort die Blatt knospen bereits zum Theil gesprengt waren und die ge schlossenen Zolllänge erreicht hatten. An den untern Theilen der Bäume, mehr im Schatten und weniger im Safte, war