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Wildniss. 291 lässt sich die Grenze zwischen dem tiefer landeinwärts stehenden und wenig von Menschenhand beeinflussten Walde und der vordem, verwirthschafteten Randpartie sehr deut lich erkennen. Jene Grenze hebt sich gleich einer hoch strebenden Coulisse mit ihren bizarren Baumformen im Hintergründe hervor. Dort stehen die Riesen von Ulmus campestris, Carpinus betulus, Quercus castaneaefolia, Pla- nera Richardi, Pterocarya, seltener von der Rothbuche, der Steineiche und von dem schönen Acer insigne, mit ihrem ungestörten Astbau mehr oder weniger eng geschlossen da, oft noch mit den bewaffneten Smilaxschleiern überworfen, oder vom üppigen Epheu bis hoch in die Kronen umrankt, meistens aber als Stütze der wilden Weinrebe dienend. Dazwischen hier und da ein todter, morscher, oft bis zum Gipfel angekohlter Stamm von 80, 90, ja 100 Fuss Höhe; ihm blieb nur das Hauptgerüst seines Skelets, ip welchem der kräftige Schwarzspecht bisweilen eifrig hämmert. Vorn aber wird man selten einen in seinem Geäst gut ent wickelten Stamm sehen. Die leidige Manier, zu köpfen oder seitwärts die Aeste zu verstümmeln, lässt die meisten Bäume sehr schmal und entstellt erscheinen. Das Ganze macht einen ungemein wilden, verrotteten, aber grossartig unheimlichen Eindruck. Sind doch diese Gebiete gerade dem Königstiger genehm, der dem Eber nachstellt und nur zeitweise, wenn er ihm in das Hochrohr der Morzi folgt, den dichten Urwald und seine Djongeln verlässt. An feuchten Stellen und namentlich den Gewässern entlang macht sich überall das Unterholz der Pterocaryen geltend, welche, solange sie als Hochstrauch auftreten, im Bau und der Rindenfarbe sehr an junge Ailanthus erinnern und überall in lichte Gruppen vertheilt den Boden bestehen. An trocke nem Plätzen fehlt es nicht an dichtem Crataegusgebüsch (Cr. oxyacantha L., Cr. monogyna Jacq., Cr. pentagyna W. K.), und wenn auch seltener, so findet man doch sowol Kern- 19*