270 Achter Abschnitt. vegetiren können, und die Sümpfe wachsen mit ihrer Hülfe nach und nach zu. Es ist durchaus zweckmässig im Frühling die Rohrbestände abzubrennen. Man fördert dadurch die langsamere Arbeit der Natur und die Rohrasche kommt dem Boden ebenfalls zugute. Linkerseits vom Wege dehnten sich die ebenfalls im Vorhergehenden schon erörterten, jetzt zum grossen Theil unter Wasser befindlichen Wiesen hin, auf deren erhöhten Stellen sich das erste Frühlingsgrün zeigte. In manchen Jahren wird die Gegend fast ganz unter Wasser gesetzt. Der Araxes vollbringt das Werk, wenn er ober halb von Dshewat sein rechtes Ufer durchbricht, oder aus- tritt, wie das 1868 statthatte. Das Dorf Kisil-agatsch erreichten wir gegen Abend. Vor demselben zum Meere hin steht ein weissgetünchtes Häuschen; es ist ziemlich ärmlich, mit Rohr gedeckt, und einige hohe Sturmweiden befinden sich in seiner Nähe. Hier wohnt der Zollbeamte, welcher mit einigen Soldaten die Küste auf eine Distanz von etlichen 50 Werst zu be wachen hat. Wir fanden bei ihm freundliche Aufnahme. Der Name dieses Tatarendorfes Kisil-agatsch muss nicht etwa als „Rothholz“, sondern als „Goldener Stock“ ver deutscht werden. Die Bewohner desselben erzählen, dass ehedem an diesem Orte eine grosse Stadt gestanden habe, welche durch einen der Chane von Schemacha gegründet worden sei. Sie selbst betrachten sich als Nachkommen schemachinscher und bakuscher Muselmänner. Einer der sie früher beherrschenden Chane, so sagen sie, habe einen Stock mit schwerem goldenen Knopfe besessen und nach diesem sei das Dorf benannt worden. Was in dieser Gegend sehr auffällt und sich nicht gleich erklären lässt, ist das Vordringen vorzüglichen Bodens bis zum innersten Winkel des Busens von Kisil-agatsch. Die Getreidefelder dehnen sich hier bis fast zum Meeresufer hin, und dieses selbst zeigt an den unterspülten Rändern einen eisenschüssigen, lamel-