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260 Achter Abschnitt. verwettert, 7—9 Fuss hoch, und jetzt in fahlgelber, ver schossener Färbung, meistens noch die bräunlichen Blüthen- büschel vom vorigen Jahre tragend. Rechts das offene, wenig belebte Meer. Es herrscht hier zur Winterzeit auf den schon öfters erwähnten Morzi und im Rohr ein un- gemein reges Vogelleben. Wenn auch bereits der Zug von manchen Arten, namentlich der Enten, gegen Nor den begonnen hatte, so zählten die Schwärme der noch weilenden, zumal der echten Süsswasserenten nach Tausen den und Abertausenden. Ein Morgen in dieser Jahreszeit, welchen der Jagd- und Naturfreund auf der einsam am Meere gelegenen Station Kumbaschinsk verlebt, dürfte ihm hohen Genuss und gute Beute gewähren. Ich will einen solchen schildern. Man hat hier nicht nöthig weit zu gehen; wenn man will, so kann man sich an der alten, dickstämmi gen Weide placiren, welche ganz nahe bei der Station am Wege steht. Stille, frische Nacht, trüber Himmel, es regt sich kein Lüftchen. Fern taucht das Talyscher Gebirge aus kaum schwindender Dunkelheit im bleifarbenen Tone auf. Vor ihm der winterliche Wald, die graugelbliche Ebene, das todte Rohr, die Wasserfläche und die schmale Düne, auf der wir, an die Weide gelehnt, stehen und gegen Westen blicken. Uns im Rücken das unabsehbare Meer. Im fernsten Osten die ersten Streifen aufleuchtenden Morgen- roths. Die Fluten Mühen mit am weiten Horizont. Hier Ö am flachen Ufer laufen sie leise und rhythmisch aus. Eine dichte Zone von Junens dem Strande entlang, leicht vor der andrängenden Welle sich neigend, dann freiere W asserfläche, ein Flug Wildenten darauf. Höher auf der Düne die Ephe- dra-Gruppen, ein starres, lebloses Gestrüpp. Banden von Tringa variabilis ziehen auf und ab und schwenken links und rechts; so oft sie sich beim eiligen Fluge seitwärts legen, blinken die Unterseiten ihrer Schwingen klarer in der Dämmerung auf. Dann wird es wieder ganz still und wir