246 Siebenter Abschnitt. nur mit Lebensgefahr bewohnt werden konnten. Obschon die Tragbalken des flachen Erddaches aus Eichenholz be standen, so war dieses, da es aus den Wäldern des Tief landes geholt, dermassen verrottet, dass es unter der Last gebrochen dalag. Die Erdwände waren von vielen W espen bewohnt, an manchen Stellen von ihren Gängen und Nestern ganz durchlöchert. Auch Schlangen hatten sich dort ange siedelt, und als wir abends bei dem sehr liebenswürdigen Chef zu Tische sassen, huschten oftmals Myriapoden über die Wände fort, aus denen tags zuvor eine ansehnlich grosse C. natrix gekrochen war. In solchen Räumen waren die Zollbeamten und ihre Familien placirt. An dem nahe ge legenen Flüsschen stehen noch einige recht elende Bauten, alle aus demselben Material. In einem derselben wohnt der Grenzcommissar, Oberst Ogranowitsch, jedoch nur im Winter, wenn die persischen Schahsewenzen vom Sawalan zur Mugansteppe herabsteigen, wo sie nach dem Tractate von Turkmantschai (1828 10./22. Febr.) das Recht haben, mit ihren Heerden zu hausen. Da sie persische Unterthanen sind und sich in mancher Hinsicht nicht gut aufführen, auch brav dem Räuberhandwerk obliegen, so hat dieser Grenz commissar Extravöllmachten um alles Ungehörige, was sie vollbringen, im Einverständniss mit der persischen Obrig keit zu schlichten und zu bestrafen. Wenn die Nomaden wieder ins Gebirge gegen Süden ziehen, verlässt auch der Oberst den bösen Aufenthaltsort und begibt sich nach Lenkoran. Da der Ort fast gar keine eigenen Hülfsquellen an Lebensmitteln besitzt, sah man sich veranlasst, nach vorher vereinbarter Taxe einem Lieferanten den gesammten Jahresbedarf an Nahrungsstoffen zu übergeben. Man würde hier ohne eine solche Maassregel sicherlich bald Hungers sterben, so aber leben die Beamten leidlich, obwol keines wegs beneidenswerth. Bei dem Bau des Zolletablissements stiess man im Erdboden auf grosse Thongefässe von 5—6