240 Siebenter Abschnitt. Erst am Sonntag den 10./22. Mai verliessen wir das gastliche Hans des Herrn Kositzky, nicht ahnend, dass schon nach Verlauf von zehn Jahren sich hier alles ändern sollte, von landwirtschaftlichen Experimenten nicht mehr die Rede sein, der strebsame Besitzer in kühler Muttererde ruhen würde. Man kommt zuerst nach Prischib (Poststation), einem grossen am linken Ufer des Gök-tapa-Baches gelegenen Molokanerdorfe, in dessen Nähe sich der Hauptsitz des labinsclien Kosaken - Regiments damals befand. 1 Auch weiterhin im nahen Umkreise von Prischib gibt es Sektirer- Ansiedelungen, so gegen Westen das Dorf Priwolnoje, wel ches an 400 Häuser und eine Bevölkerung von über 2000 Seelen zählt, die zur Sekte der Subbotniki, d. h. jüdische Russen, gehören. Man ist gewiss recht erfreut, hier so nahe an der persischen Grenze grosse, russische Dörfer zu sehen. Zumal die Ansiedelungen der Molokaner erinnern in der That in Anlage, Wirthschaft und Bevölkerung vollkommen an Russland. Als einen Uebelstand muss man es ansehen, dass weder die verschiedenen Sekten miteinander, noch namentlich diese mit den labinsclien Kosaken in Freund schaft leben. Es gab hier zu meiner Zeit fast täglich nicht nur Klagen von beiden Seiten, sondern auch hand greifliche Excesse. Auf der Strecke Weges von Prischib nach Astrachanka verändert sich die Vegetation der Ebene. Es verschwindet nämlich die feste, zusammenhängende Narbe, welche vornehmlich durch Klee und Mediccigo erzielt wurde, und es beginnt schon ein eigenartiger Steppentypus, bei welchem, wie das namentlich an den Rändern der Mugan der Fall ist, die Flora niemals auf weitere Strecken hin das Erdreich ganz verdeckt. Als Burianpflanze dominirt 1 Das Regiment wurde 1884 nach Schemacha versetzt , an seine Stelle trat das eiskische.