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Blick nach Norden. 213 die erhitzte Mugan zur Hochsommerzeit betrat, so haben wir nunmehr das Tiefland selbst näher zu untersuchen und zum Abschluss der Kenntniss von unserm Gebiet in seiner Umgrenzung zunächst die Strecke von Lenkoran bis Bela- suwar zu betrachten. Ich bin zu wiederholten malen in diesem Gebiet gewesen und werde eine Frühlingsreise sowie eine im Winter ausgeführte laut Tagebuch schildern, indem ich stets das einflechte, was ich zu der andern Zeit beobachtete. Die allgemeine Charakteristik der Gegend aber fand der Leser schon zu Anfang des Werkes. Während unserer ersten Reise von Lenkoran gegen Süden waren es meistentheils nur schmale Landstrecken, sumpfige Tieflandsgebiete mit von ihnen eingeschlossenen Becken und dann nur aus riesigen Laubholzformen bestehende Urwaldstrecken, welche wir passirten. Auch während dieser zweiten Excursion gegen Norden behält die Natur zunächst im wesentlichen denselben Charakter. Dort gegen Süden wird das Yorland bald schmäler, das Gebirge tritt dem Meere immer näher und wird am gilaner Gestade direct von ihm bespült. Hier im Norden wird dagegen das Vorland immer breiter, die gestauten Süsswasser des Tieflandes sind lang ausge zogen, das Gebirge und mit ihm der Wald treten mehr und mehr zurück, und die Landschaft löst sich in eine unabseh bare Steppe auf, deren Randzone ausgesüsst, stark bewohnt und cultivirt wird, deren Inneres aber menschenleer ist und noch den Charakter einstigen Caspi-Meeresgrundes besitzt. Am 6./18. Mai 1870 war es, als ich von Lenkoran gegen Norden aufbrach. Es ist das die schönste Zeit im Tieflande. Es prangt dann alles; selbst der Sumpf. Noch kam die sommerliche Hitze und der dann trockene Ost nicht übers Land. Das strotzende Grün der Wälder, die unzähligen duftenden Kleeblumen der Wiesen (T. tumens Stev.), das nur halb erwachsene Rohr am Rande der Morzi, welches sich im ruhigen, fast schwarzen Wasser spiegelt, und ganz nahe