Ankunft in Leukoran. 211 reinen Luft des Hochgebirges verlustig werden und in die Hölle der sommerlichen Mugan Einzug halten zu müssen. Schon am nächsten Tage sollte das geschehen. Am 2./14. Juli früh bewegte sich unsere Karavane, immer auf russischem Gebiet verbleibend, im Basar-tschai-Thale abwärts, um unterhalb des Schaturlinskischen Kosakenpostens in dem nur 1490 Fuss hoch gelegenen Asaty bei freundlichen Mohammedanern auszuruhen und dann das Talyscher Ge birge in nicht mehr als 2500 Fuss unweit vom kleinen Dörfchen Kelagum zu übersteigen. Auch hier stand sowol auf der Ost- als Westseite dichter, meistens aus Eichen gebauter Wald. Aber es war in ihm nicht mehr erfrischend kühl, lärmende Cicaden riefen uns die Schrecken des Hoch sommers im Tieflande entgegen, und die Quellen, welche uns Labung geben sollten, waren schon versiegt. Schwei gend ging es in diesen Wäldern abwärts. Kein Luftzug wehte uns entgegen; wo zufällig ein Fernblick dem Auge gegen Osten gestattet war, sah es rauchröthlichen Dunst lagern. Die glühende Oberfläche der Mugan athmete ihn aus. Darüber überall ein hell milchbläulicher Himmel, ohne irgendwelche Wolkenbildung, im Zenith mit einem leichten Stich ins Gelbe, am Horizont verschwommen und förmlich zitternd über dem brandigen liothgrau der Mugan. Matt und müde wurde das Dorf Agdasch am Fusse des Talyscher Gebirges erreicht, und ich bezog bis zum Abend wieder die obere Etage des Lams. Aber diesmal war es auch da heiss. Erst spät abends setzte leichter Luftzug von Osten ein. Noch in derselben Nacht reiste ich im Wagen von der nahe gelegenen Poststation Neu-Astrachan, auch schlechtweg Astrachanka genannt, nach Lenkoran, wo das Gepäck am nächsten Tage ebenfalls wohlbehalten eintraf.