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19G Sechster Abschnitt. die Bauten links von uns alle nach persischer Art mit flachen Dächern versehen sind, und auch hohe Wände, die aus Lehm untermischt mit Samän (beim Austreten des Ge treides erhaltener Ilecksel) gemacht wurden, die einzelnen Besitzungen umgeben. Wenig weiter gegen NW. betraten wir den wohlbekannten Barnasarpass (6838 Fuss), der, wie auch die Strasse abwärts, mit vielen schwarzgrünlichen Krystallen von Augit bestreut war und unter welchem rechts das kleine Dörfchen Chalabin, d. h. „unter dem Felsen“, eine sehr freundliche Lage hat. Auf dem Passe wird der Weg breit, das tiefe Kesselthal vor uns gegen SW., vom Mistan-tschai durchströmt, hat eben den Namen Diabar. In ihm ist der Hauptort Mistan, welchen wir abends er reichten. Als ich im Jahre 1870 spät abends vom Barnasarpass her ebenfalls nach Mistan kam, schrieb ich Nachstehendes in mein Tagebuch nieder. Mistan liegt mitten im todten Steinreiche und macht dennoch, wie die meisten Ansiede lungen in diesem ariden Kesselthal, einen recht freundlichen Eindruck. Das kommt daher, weil die Menschen es ver standen, mit Hülfe des herangeleiteten Wassers üppiges Grün um ihre Besitzungen im todten Felsenmeer zu schaffen. Chaseliä (Esparsette)- und Jonshä (Luzerne) -Wiesen, die jetzt blühten, deckten grosse Flächen mit saftigstem Grün, und den Kanälen entlang standen vielreihig lombardische Pappeln und Weiden, welche hier, wie in Hochpersien und auch am mittlern Araxes, das nöthigste Bauholz liefern müssen und deren Zahl den Wohlstand jeden Besitzers richtig normirt. Der Ort und der ganze Gau haben meh- rere Jahre hindurch Misernten infolge des trockenen Süd- Westwindes (Gärmidsh) gehabt, und im Winter waren viele Schafe, die den Mistanern gehörten, in der Mugan umge kommen. Die ehedem sehr wohlhabenden Leute waren ver armt, nur einzelne reiche Wirthe gab es noch. Solche besassen