194 Sechster Abschnitt. Nachdem wir bis fast zur Culminationshöhe des Kiis- jurdi gewandert waren und mehrere Gebirgsköpfe dabei überstiegen hatten, wendeten wir uns nach rechts (Osten) und umgingen dadurch die höchste Spitze des Gebirges, welches auch hier überall die steil abstürzenden Ostsenkungen in groben, festen Conglomeraten aufweist. Wir folgten einem nur sehr schmalen Pfad und schauten zur Rechten von uns stets in die tief eingerissenen Steilthäler, aus denen die Quellen der Lenkoranka gespeist werden, und weiterhin lagen dann die bergige Waldlandschaft von Talysch, das schmale Tiefland und das Meer vor uns. Die Höhe, in welcher wir uns bewegten, muss wol nahe an 7000 Fuss über dem Meere betragen haben. Es folgen sich auch auf diesem schmalen Gebirge die einzelnen Köpfe in gleicher Form wie vorher auf dem eigentlichen Randgebirge. Der erste Pass, welchen wir erreichten, heisst Osman-geni, vielleicht richtiger Asman-gin, d. h. „Himmel-Dreschplatz“. Er ist schmal, und von ihm aus übersieht man zum ersten mal den ganzen Suantgau; eigenthümlich schiebt er sich mit seinem wilden, kahlen, steiltlialigen Formbau in stumpfer Keilform nach Osten vor. Die Tängschlucht, in enger Rinne vom gleichnamigen Wasser 1 durchsetzt, weist ihm gegen Norden die Grenze zum fruchtbaren Drychgau, während die Ost seite sich zu den Quellen des Weri-tschai rapid absenkt. Hier muss ich auch noch das äusserste Quellnetz der Len koranka besprechen, denn dieses liegt im Suantgau. Dem beiderseitig sehr steil abfallenden Gebirge, auf welchem wir uns im Osman-geni-Pass befinden, entspringen gegen NW. in den Suantgau fallend eine Anzahl kleiner Bäche, von 1 Die neue Karte hat hier andere Namen, als die von mir erkun deten. So finde ich die Tängwasser und den sich aus ihnen bilden den Hauptzufluss der Lenkoranka als Kendshoba-arju zweimal benannt, eine Benennung, die ich weder 1870 noch 1880 an Ort und Stelle hörte.