XIV Wer den grössten Theil der im Vorhergehenden kurz skizzirten Südgrenze des Russischen Reiches gesehen hat, wie der Autor dieses Werkes, darf sich wol ein Urtheil über den relativen Werth der talyscher Besitzung erlauben. Sie ist vielleicht, wenn auch nur ein kleiner, so doch wol der reichste Platz auf der ganzen weiten Strecke vom Schwarzen Meer bis zum Stillen Ocean. Und wie so ganz eigenthümlich und schroff' steht er dem Caspi-Uferland im Westen, Norden und Osten gegenüber! Man kann sich grös sere Gegensätze in den Naturverhältnissen gar nicht denken. Der ehrwürdige Alburs mit dem in seinem Centraltheil sich hoch.aufgipfelnden Demawend (19000 Fuss) hat hier dieselbe Aufgabe übernommen, welche der westliche Theil des Grossen Kaukasus dem Schwarzen Meer gegenüber pünktlich erfüllt. Wie jener dort, so schluckt dieser hier die Exhalationen des Meeres gierig ein, condensirt sie und speist an den schroffen Nord- und Ostfronten, mit denen er zum Caspi abstürzt, eine erstaunliche Zahl munterer Gebirgsbäche, badet eine üppige Waldvegetation beständig im herandrängenden Wol kenmeere, dem er aufs schärfste die Grenze gegen Süden und Westen zum Iranischen Hochplateau zieht, und bietet so in den durch ihn selbst bedingten physikalischen Grundzügen die Bedingungen zur Entwickelung eines reichgestalteten Naturtypus, welcher dem ganzen Caspiareal sonst fremd ist. Abschreckend kahl und wüst ist die gesammte Ostseite des Caspi; langweilig einförmig sind die Tiefländer der Wolga und des Ural an seiner Nordseite; arm und monoton bis zum Nordostfusse des Dagestan ist das ganze Westufer. Dann wird es etwas besser. Aber Apscheron, das ganze Baku-Ufer- land, die Mugan, weisen uns wieder die traurigen, elenden Stein-, Sand- und Salz wüsten auf, in deren Tiefen allein der Reichthum eines organischen Destillationsproducts, die Naphta, geborgen liegt, auf deren Oberfläche aber sich alles höchst dürftig gestaltete. Erst wenn dem Wanderer in der