Der Bibliothekssaal. 169 70 Wächter, die das Heiligthum bewachen sollen, das Silber merklich an manchen Stellen zu schwinden begann. Der schönste Sarkophag befindet sich in einer kleinen Nebenkapelle, deren Wände mit lasurblauen Kacheln, auf denen Zeichnungen in Gold eingebrannt waren, belegt sind. Es ist auch hier nur halb hell. Der Sarkophag ist ein Meisterstück indischer Schnitzkunst in dunkeim Sandelholze (Artocarpus) mit feinster Perlmuttermosaik. In den Mustern herrscht die schiefe, rhomboidale, enfoncirte Zeichnung vor, die gewöhnlich von vielen schmalen, im Schnitt tief ge führten Parallelleisten umgeben ist. Der in einem nahebei befindlichen, heilem Raum placirte Sarkophag des Scheich- Sefi ist weniger reich, besitzt aber auf den vier Ecken goldene Knöpfe, in die viele Türkise und andere, nur schlecht geschliffene Edelsteine eingelegt waren. Die Kerzen, welche hier brannten, waren gleich ihren Leuchtern von sehr untergeordneter Güte. Wir besuchten auch den ehemaligen Bibliothekssaal, aus welchem, wie bekannt, die kostbaren Bücher auf Be fehl des Oberkommandirenden, Graf Paskewitsch, zu Ende des Jahres 1827 nach St.-Petersburg gesandt wurden. Dieser Prachtbau stellt das Beste, was die iranische Orna mentik im facettirten Stalaktiten- und Nischenbau zu leisten im Stande war, dar. Sehr bemerkenswert!! sind auch die Mosaikgebilde. Aber alles das befindet sich in gänzlichem Verfall, und man sieht überall die prachtvollsten Mosaiks an den defecten Stellen grob mit Gyps verschmiert. Auf den Regalen einiger Nischen standen wol noch einige Bücher, aber diese hatten keinen Werth. Dagegen lagerte auf dem Boden ein ganzes Museum von den vorzüglichsten altpersischen und altindischen, auch chinesischen Fayencen und Porzellansachen — eine Unzahl von herrlichen, grossen Schalen, die übereinander gesetzt hier im zolldicken Staube ruhten. Viele davon waren schon zerbrochen. Ich sah