Volltext Seite (XML)
168 Fünfter Abschnitt. mehr oder weniger kugelig geformtes Massiv dar. Der Närband, auch Nälband und Nahband genannt, hält gleich seiner Stammspecies die Wintertemperaturen des Hoch landes, welche bis in die zwanziger Grade fallen, vorzüglich aus; er würde demnach dem Norden für die Gartencultur sehr zu empfehlen sein. Er kann nur durch Pfropfreiser auf seine Mutterpflanze vermehrt werden. Als Prachtbaum von hohem Alter kenne ich ihn nur aus' dem Araxesthal bis unterhalb von Kulp, namentlich aus der Nähe von Naehitschewan und Etschmiadsin; neuerdings besitzt man ihn auch in Tiflis und Borshom, aber er wächst langsam, und erst mit dem Alter baut sich die Krone so schön. Um diesen Baum waren kleine Gartenanlagen gruppirt, und hier und da stand auch Kernobst und die schon er wähnte Pop. tremula pyramidalis. Mit dem Eintritt in die Medschet, deren Hauptschiff recht hoch und gut gewölbt ist, sah ich zu meinem Schrecken der ganzen Länge nach auf der Bogenhöhe einen Riss von Schenkeldicke! Der nahe Sawalan, das zweite der gefürchteten Erdbeben-Cen- tren in der Randzone Hocharmeniens und Aderbaidshans, hatte hier sein Werk begonnen, und es liegt die Voraus setzung nahe, dass er es über kurz oder lang auch voll bringen werde. Der Boden war mit alten Teppichen be legt, dem Eingang nahe standen alte messingene, grosse Leuchter verschiedenen Calibers und Form. Der beste von allen befand sich vor dem Mausoleum. In einer Neben nische rechts vom Hauptschiff sassen mehrere Mohamme daner und rauchten eifrig die Wasserpfeife, in ihrer Mitte stand der russische Samowar und es wurde Thee getrunken. Es schien mir das ziemlich frech für einen vom Volke so verehrten Ort zu sein, um so mehr, als man von uns schon bei dem Eintritt durch die erste silberne Thür ver langt hatte, die Fussbekleidung abzulegen. Diese silberne Pforte war zum grossen Theil mit Holz belegt, da trotz der