166 Fünfter Abschnitt. Prachtbaues geben, so müsste ich einen dickleibigen Band schreiben. Es ist das nicht meine Aufgabe. Und dennoch! Ein Maler, im Verein mit Zeichner und Photograph könnten sich durch etwa halbjährige, fleissige Arbeit, wenn sie das alles wahrheitsgetreu zu Papier bringen würden, ein grosses Verdienst erwerben. Sie würden der Zukunft ein sehr wür diges Stück persischer Baukunst und Ornamentik erhalten und sich damit ein unsterbliches Denkmal setzen. Gleich das Hauptthor, welches man passiren muss, um zur Ruhe stätte der Schah-Sefiden zu gelangen, überrascht trotz seines Verfalls. Spiralig lang ausgezogene, herrlich türkis blaue, glasirte, hohe Säulen schliessen die Felder eben falls glasirten Ziegelbaues ein, auf welchem letztem Zeich nung und Farbencombination ebenso originell als schön erscheinen und der in manchen seiner Details als Muster bester Majolika dienen könnte. Freilich sind diese Mosaik felder schon sehr dem Zahn der Zeit verfallen, aber man würde aus dem Vorhandenen doch die ursprünglichen Muster construiren können. Das zweite Thor, in ähnlicher Art erbaut, ist durch eine querdurchgehende, nur schlaff ange zogene Kette verschlossen. Sie bildet die Grenze zwischen profaner und geistlicher Welt, und jenseits dieser findet der flüchtige Verbrecher, wer er auch immer ist und worin auch immer seine Schuld besteht, absoluten Schutz, so lange er dort weilen kann. Weder die Hand des Ge setzes, noch selbst die des in seinem Reiche allmächtigen Schah kann den Sträfling jenseits der Kette fassen. Auch an dieser Kette sah ich allerlei Lumpen und Bänder befestigt, wie dergleichen später an dem Gitterwerk der silbernen Thür vor dem Mausoleum bemerkt wurden. Das Volk glaubt, dass durch dergleichen geringfügige Opfer der Leib vor Krankheit geschützt werde. Man hatte den ersten Hofraum jetzt zu einem ärmlichen Bazar verwendet. Mit dem Eintritt in den zweiten herrschte Ruhe. Der Ort