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142 Vierter Abschnitt. Die Weiber, stets schwarz gekleidet, mit weissem, streng abschliessendem Gesichtsschleier, ritten gleich den Männern und hatten weite, seidene Hosen an. Selbst die breiten Sättel, wie solche den Packpferden aufgelegt werden, genir- ten die Aermern unter ihnen nicht. Es wurde bald auf dem Platze ungemein lebhaft. Jeder machte sich zu schaffen, und die zahlreiche Dienerschaft in Persien ist ja bekannt lich gut abgerichtet und jeder weiss seines speciellen Amtes pflichttreu zu warten. Der eine hat für den Kalian, der andere für das Pferd, der dritte für den Sattel, das Zaum zeug, wiederum andere für das Zelt, den Scherbet etc. etc. zu sorgen, und so weiss jeder schon, was er zu thun hat, wodurch die Ordnung recht rasch hergestellt ist. Zumal bei der Küche ging es sehr lebhaft her, da der Chan alle seine Diener beköstigen muss; nur gelegentlich erhalten sie ein Geschenk (Beschkesch). Es liegt für den Orientalen ein grosser Heiz in diesen sommerlichen Wanderungen, und ich stimme dem als Europäer gern bei. Es ist hier oben so luftig, kühl, so saftig grün, so durch und durch gesund, die Fliegen quälen niemand, es gibt keine Moskitos und dazu herrliches Wasser, prachtvolle Milch und fetten Käse. Wer mit diesem Wenigen zufrieden ist und dazu den klaren, blauen, persischen Himmel über sich gedehnt sieht, der mag sich wol, aus heisser Ebene kommend, hier oben sehr zufrieden fühlen. Der Chan und sein jüngerer Bruder empfingen mich im offenen Zelte; ich fand darin europäische Möbel. Der Empfang war, wie das im Orient überall üblich ist, steif, ceremoniell. Als ich mich nach dem Zelt begab, stieben die Weiber nach allen Seiten hin auseinander und versteckten sich in den Jurten. Auch dieses zahlreiche weibliche Dienstpersonal war stets schwarz gekleidet und trug blendend weisses Gesichtstuch. Nur die unerwachsenen Mädchen genirten sich nicht. Sie sprangen barfuss im Gras herum und waren mit ganz kurzen, nicht einmal bis