126 Vierter Abschnitt. heute eingeschlagene, welcher seit 15 Jahren von den Trans porten von Ardebil aus entschieden bevorzugt wird und wel chen man als Armudijol, d. h. „Birnenweg“ bezeichnet. Er erhielt diesen Namen, weil oben im Gebirge, bevor man die Jaila (basalalpine Wiesen) erreicht, jenseits der dichten Bu chen- und Rüsterwälder viele dicke, wilde Birnenbäume stehen und an diesem Platze auch eine herrliche Quelle dem Wanderer Labsal gewährt, weshalb der Platz so beliebt ist. Eigentlich müsste man Amrud und nicht Armud sagen, doch haben die Talyscher eben das W ort verändert und ist es so gebräuchlich geblieben. Wir wanderten etwa 4 Werst noch im Astarabett über die Gerolle und verletzten dabei auf Schritt und Tritt die Grenze. Es ist das ein sehr bedauernswerther Umstand. Man hört hier überall Klagen darüber, dass der Diensteifer der Grenzkosaken den Handelsmann arg schädigt. Weder seitens der persischen, noch von der russischen Regierung ist für eine gangbare Strasse gesorgt, und so erzwingt denn die wilde Natur die Verletzung des Gesetzes. Erträglich wird das, wenn der Kosakenälteste an dem betreffenden Posten ein verständiger und guter Mann ist. Aber es gibt auch habsüchtige Kosaken, und wie steht denen gegen über der arme Führer der Saumthiere? Sie werden sammt ihrer Fracht confiscirt, und das Gericht hat dann lange zu untersuchen und zu entscheiden, während welcher Zeit die Waare zu Grunde geht und der vermeintliche Schmuggler im Gefängniss sitzt. Nur gegenseitiges, gütliches Ueber- einkommen findet hier den Ausweg, der aber meistens un gesetzlich ist. Dieser Weg, dem wir heute folgten, liegt zum grössten Theil auf dem hohen, zu beiden Seiten steil abfallenden Gebirgsstocke, welcher die breite Quellgabel des Astara- tschai, nämlich den nördlichem Isti-su-tschai vom südlichem Astarabach trennt. Er hat seinen Ausgangspunkt hoch oben