86 Dritter Abschnitt. Selten nur noch stimmt im dichtesten Unterholze der Hafis sänger sein Lied an, die Brut ist fertig, die Liebe verklungen. Farren (Pteris aqvilina) und Smi/ax, Sambvcvs Ebulys und Althaea ßcifolia streben nicht mehr höher. Auf dürrem Boden schiessen die bewaffneten Herbstcentaureen mächtig empor. Die Medicago- und Trigonelia-Arten der Zwerg dünen sind vertrocknet. Die Granate ölfnet die ersten purpurrothen Blumen, von den Aesten der Pterocaryen hängen die langen Fruchtschnüre halb ausgewachsen herab, und die reizende Albizzia erschliesst die zahllosen rosagelb lichen Blüthenstände auf dem meistens etwas gedrückten Umfange ihres zarten, hellgrünen Laubdaches. Die mittlere Temperatur dieses Monats ist nach neunjährigen Beobach tungen mit 22,8° C. berechnet, sie steht der des Juli nur um 2,5° nach. Die Maxima überschreiten nur wenig 30° C., es wehen vornehmlich Südostwinde und diese nur in mässigen Stärken, die Luft ist trocken und der Regen selten. Es war Zeit aufzubrechen und, nachdem der Haupt zweck unserer Expedition, die Beschaffung eines reichen, möglichst erschöpfenden Materials für die Ornis caucasica vollkommen erreicht war, anderweitig sich umzuschauen. Namentlich aber kam es darauf an, anknüpfend an die Ar beiten aus den Jahren 1866 und 1870, nunmehr den ganzen Gau kennen zu lernen, ihn in Bezug auf seine geographischen Details möglichst genau zu untersuchen und dabei der Pflanzenwelt besonderes Augenmerk zuzuwenden. Am 10./22. Juni war alles zur Abreise fertig. Mit zwei Packpferden, dem Präparator und einem Tataren brach ich 8 Uhr früh auf. Zunächst galt es der Strandzone gegen Süden. Man reitet dem Meeresufer entlang und passirt zuerst die Lenkoranka nahe an ihrer Mündung. Auch dies mal schlossen langgezogene Sandbänke den Abfluss des be deutenden Gebirgsflüsschens fast ab. Das Meer arbeitet von Osten her beständig an diesen in Lage und Form veränder-