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- 84 - Wissenschaftliche Resultate werden dann bald in Fülle zu ge winnen sein. Indessen hat schon auf dem Handelsposten von Harär in neuester Zeit ein wackerer Italiener Pietro Sacconi auch der Wissenschaft Dienste geleistet, noch bedeutendere aber im Auge gehabt, wenn ihm das Glück günstig gewesen wäre. Mit der Somäl-Sprache vertraut und durch einen neunmonatlichen Aufenthalt in Harär an den Ver kehr mit den Eingeborenen gewöhnt, machte sich Sacconi zunächst daran, die südöstlichen, südlichen und westlichen Grenzbezirke des Landes, die noch von keinem europäischen Reisenden betreten waren, zu erforschen. Ein erster Uxcurs galt im Frühjahre 1883 dem Be suche des kleinen Aramoja- und Ahdelli-Sees, dem Gebiete der Abodo- Galla, namentlich dem Thale Arobojota im Westen von Harär, also derselben Gegend, nach welcher Lucereau ausgezogen war, um in das Gebiet der Ittu-Galla zu gelangen. Zweck dieses Ausflugs war, Klar heit zu erlangen, ob die Heerschaaren König Menelik’s heranziehen, wie in Harär ausgesprengt worden war. 1 ) Doch eine viel bedeutendere Aufgabe zu lösen schickte sich Pietro Sacconi an, nachdem er noch über das ägyptische Regiment und die Handhabung der Herrschaft zu Harär interessante Details nach der Heimat berichtet 2 ), nämlich zu dem Besuche des im Inneren der Somälhalbinsel gelegenen Landes Ogaden, dem „paradiso dei Somali“, wie er es nennt, dem von Haggen macher angestrebten, aber nicht erreichten Ziel. Ogaden soll nach den Erzählungen der Somäl eine reiche, bewaldete, vom Flusse Uobi be wässerte Gegend sein. Sacconi brach am 9. Juli 1883 mit einer kleinen Karawane gegen Südosten von der Stadt Harär auf 3 ), durchzog das Gebiet der Babili, Warra Eban und kam nach Karanle, sich beständig auf einem Terrain von gleicher Seehöhe wie Harär (1500 m) bewegend. Die ferneren von seinem Diener Jassin angegebenen Stationspunkte waren: Rer-Hersi, Malka-Dogai-Madu, das Thal Sulul, Hamer Her Ramadin (Kora-Nadden), Kora Nagott. Im Sulul-Thale befand sich der Reisende nur mehr acht Tagereisen vom Uobi, wurde aber in der Nähe von Kora Nagott getödtet und sein Tagebuch verbrannt. Sac coni brannte vor Begierde, die italienische Tricolore als der erste an den Ufern des mysteriösen Uobi aufzupflanzen und hörte nicht auf die Warnung der Somäl-Häuptlinge, die Stämme des Landes befänden sich im Krieg, es sei unmöglich, weiter zu kommen. *) Vgl. Stazioni di Harar im Esploratore, 1883, pp. 106 ff.; „Nei Galla." im Esplo- ratore, 1883, pp. 308 ff. 2 ) Vgl. II governo egiziano e i tribü Galla e Somali im Esploratore, 1883, PP- 169—173 3 ) V'gl.' Esploratore, 1883, pp. 375—379-