Neuere Reisende in Abessinien. Das herrliche Alpenland Abessinien ward in neuerer Zeit von Forschungsreisenden oft aufgesucht und bereist; doch bot sich nur wenigen, die sich mit der Erforschung der Natur- und Bevölkerungs verhältnisse der afrikanischen Schweiz beschäftigten, die Gelegenheit, über das Machtbereich des Negus Negest hinaus gegen Osten und Südosten einen Blick zu thun nach den ausgedehnten Landschaften der Adäl, Galla und Somäl, oder doch wenigstens Erkundigungen über dieselben einzuziehen. Die Epoche der neueren Reisen in Abessinien inaugurirt Charles Poncet’s, vom Nil aus nach Habesch, in Ausübung des ärztlichen Berufes unternommene Tour (1698—1700). Leider scheint der wackere Mann über die südöstlichen Grenzlande Abessiniens nichts, oder doch nur sehr wenig Neues erfahren zu haben, denn er gibt 1 ) von ein schlägigen Daten ausschliesslich nur Nachricht von den Verwicke lungen der Unterthanen des Negus Negest mit den Gallas, die wie ein Keil weit nach dem Nordwesten in Habesch vorgedrungen waren, so zwar, dass ihre eigene östliche, für Abessinien entferntere Nach barschaft sich in den von Poncet bereisten Territorien kaum bemerk bar oder fühlbar machen konnte. Durch die Schriften des gelehrten Job Ludolf angeeifert, hatte sich 1768 James Bruce nach Abessinien begeben. Diesem edlen Briten dankt die Wissenschaft von der Erde, wenn man so sagen darf, die Begründung der Kunde von Abessinien und seiner Ge schichte. Von den südöstlichen Vorlanden von Habesch weiss in dessen auch Bruce nur äusserst wenig und auch nur das, was er in den Büchern seiner Vorgänger gelesen. Die Südostgrenze von Abes- r ) Vgl. Poncet’s Reisebericht in der Scelta di lettere edifficanti, Milano 1828. Band X, PP- 333 ff-