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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xktactt«« an» Lcpctutta IohanniSgaffe 33. Verantwort!. Haupt - Nebacteur Kr. Hüttner in Reudnitz. Kür d. polit, Theil verantwortlich I>r. Arnold Vodrk in Leipzig. Annahme der für die »üickfft- salarnvc Nummer bestimmten Kitteratc an Wochentagen bis 3 Nbr Nachmittags, an Lonn- undKestragen früh bis'/»N Uhr. Za den Filialea für Zaf.-.Xnuahwt: Ltto Klemm, UiiivrrsitLtssrr. 22, Louis Lüsche. Katharinenstr. 18,p. nur bis '/»'i Uhr. und TagMM Anzeiger. Orzan für Politik, Lvulgcschichte, Handel?- und Geschäflkderkedl. 14.4S«. Ldoaanne,, ,prrt» viertelt- incl. Brinaerlohn 5 ML. durch die Post bezogen k ML Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 1ü Pf. Vedührcn für Extrabeilage» odne Postdefvrdcrunz 3V ML mit Postbeförderuug 4L ML L»strate taefp. BouraeoiSz. 20 Pf- Vridßerr Schriften laut «userem PreiSverzeichniß — Tabellarischer Satz nach höherem Tar.k Rectawr» aalrr drin t!c-ac!toii»ku- die Svaltzeilc 4o Pf. Inserate fiod stets an d. Lrpedtne, zu fenbeo. — Rabatt wirb mcht gegeben Zahlung pnu>numsr»ucka oder durch Postoorschuß. Erledigung. Nachdem der Raubmörder deS Uhrmachergehülfen Paul Richard Tchröer in der Person de- Backergesellen Hermann Bernhard Stört aus Berka a/J. ermittelt und in Weimar vorgestern verhaftet worden ist, wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht und die erbetene Vigilanz erledigt. Leipzig, am 2. September 1876. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Dr. Rüder. Veichs - Gberhan-elsgericht. X Leipzig, l- September. Mit heute hat nach achtwöchigen Gerichtsserien, während deren daS oberste Reichsgericht nur durch einen Feriensenat vertreten war, die Thätiakeit deS ReichS-Ober- hanbelsgerichts und obersten Gerichtshofes für Elsaß-Lothringen wieder begonnen. Der erste Senat (Präsident: Excellenz Hr. Pape) hielt eine nichtöffentliche Sitzung ab. Die übrigen Senate « versämmeln sich den 4. und 6. d. MtS. zu ihren ersten öffentlichen Sitzungen; der erste öffentliche Audienztermin des ersten Senats ist für den 5. anberaumt. Kunstvereiu. Sonntag, 3. September. Ausgestellt bleiben: die Photographien nach Cornelius' CartonS zum „kampo Lanto", an Gemälden: „Der Sturz Robe-pierres" von Adamo, „Die Hussiten vor Raumburg" vonCzermak, „Flora" vogBöck- lin, „Beschaulich" von A. Kreling und ein Blumeustück von Marie Molijn. Neu ausgestellt wurde eine Landschaft von Helene von Amstatter in Weimar. I.. Aus Lta-t un- Land. * Leimig, 2. September. Se. Majestät der Lönig »st heute früh um 8 Uhr 10 Min. mittelst ExtrazugeS nach Großsteinberg gefahren und von dort um 2 Uhr Nachmittag- mittelst Hofeguipage hieher zurückgekehrt, Nachmittag- 4*/, Uhr fand königliche Tafel statt, zu welcher der Rector magnificuS und die Mitglieder de- akademischen Senat-, sowie die Stadtverordneten - Vorsteher Herren Iustizrath vr. Tröndlin und Eisengießerei- vesitzer Götz geladen waren. An der gestrigen Tafel hatte auf erhaltene Einladung auch der kaiferl. Oberpostdirector Geh. Poftrath Petersohn Theil genommen. * Leipzig, 2. September. Die gestrige Bor feier de- Nationalfesttage- am Napoleon stein nahm trotz de- ungünstigen Wetter- den Vesten Verlaus. Tausende von Menschen umstanden Abend- nach 8 Uhr die denkwürdige Stätte, an welcher vor drei und sechzig Jahren der fränkische Imperator seine Macht in Trümmer sinken sah. Unter den Klängen eines kräftig aufspielenden Musikchor- kam der Zug der Sänger und der > Fackelträger, welcher sich an der IohanniSkirche qesamilieit hatte, anmarschirt, und nunmehr wurde dn von der Feuerwehr aufgebaute mächtige Holzstoß Lngezündet. Der herrschende ziemlich starke Wind sachte die Flammen dermaßen an, daß binnen wenigen Minuten ein gewaltige- Feuer zum dunklen Nachthimmel emporloderte, welche- seinen bellen Schein von der Höhe weithin in die Leip ziger Tiefebene lenchten ließ. Nachdem die Sänger- >chaar unter Musikbegleitung ein patriotisches Lied gesungen, betrat Herr Stadtrath Heßler die improvisirte Tribüne und richtete mit kräftiger Stimme eine kurze, aber bedeutungsvolle und von warmem patriotischen Gefühl durchdrungene Ansprache an die Versammlung. Er erinnerte an die große Zeit von 1813, an die Thaten unserer Väter, sodann an die gcwaltHcn Ereig nisse vor sechs Jahren, die wir Alle durch lebt, an die herrlichen Ereignisse, denen wir die Wiederaufrichtung de- geeinten deutschen Reiche- zu danken haben, und mahnte sodann, an dem AuSbau unseres Vaterlandes nicht lässig zu sein und da- erhabene Beispiel de- in der Pflichter füllung ausgehenden greisen Kaiser- Wilhelm unS zum Muster dienen zu lasten. Auch der Verdienste, welche sich König Albert um die Gründung des Reiche- erworben, gedachte der Redner mit de sonderer Hervorhebung. Er schloß mit einem Hoch aus da- deutsche Reich und seine friedliche Weiterentwickelung. Die Tausende von Zuhörern fielen in da- Hoch begeistert ein und sangen sodann kräftig die von der Musik und den Sängern intonirte „Wacht am Rhein" mit. In der zehnten Stunde war der brennende Holzstoß allmälig zusammenaesunken und nunmehr traten auch die Festtheilnehmer auf allen nach der Stadt führen den Wegen den Rückmarsch an. * Leipzig, 2. September. An- Anlaß de- heutigen Nativ nalfesttaaes ist in unserer Stadt die Mehrzahl der Häuser mit Fahnen und Flaggen geschmückt. Namentlich in den Straßen der Innern Stadt und in einzelnen Straßen der Vorstädte ist dieser Schmuck sehr reichlich zu be merken. Warum die öffentlichen städtischen Ge bände des festlichen Gewände- entbehren, ist unS unbekannt geblieben. Von der Bevölkerung wird, wie die in der Stadt auf und ab passirende fröh lich bewegte Menschenmenge beweist, der Tag trotz de- Umstande-, daß der Rath dieses Mal keine darauf bezügliche Bekanntmachung erlaffen, als ein Festtag betrachtet. In sämnitlichen Schulen begannen um 0 Uhr die Festacte und ebenso in den Kirchen der FestgottÄdienst. Ueber diesen Theil der Feierlichkeiten und ebenso über den Kinderfestnm am Nachmittag, sowie über alle sonstigen Festlichkeiten werden wir in der nächsten Nummer ausführlich Bericht erstatten * Leipzig, 2. September. Eine frohe Festkunde kommt uns heute aus Berlin. Die von Bürgern der Stadt Leipzig in patriotischer Gesinnung für die kaiserliche KriegScorvette gleichen Namens der Marine gewidmete sehr werthvolle KriegS- flag ge nebst der dazu gehörigen Gösch (kleine Flagge, welche an «sonn- und Festtagen das Bugsprit des Schiffes ziert) und dem KricgS- wimpel, alle drei aus schwerer Seide gefertigt, wurden am 31. August von der kaiserlichen Admiralität, wo dieselben bi- zur Fertigstellung de- Schiffe- ausbewahrt worden, nach dem kaiser lichen Palais in Berlin gebracht und auf dem Boden eines der kaiserlichen Zimmer auSgebreitet, woselbst der Kaiser, welcher diese Gegenstände noch vor seiner bevorstehenden Reise nach Leipzig in Augenschein nehmen wollte, dieselben nach er folgter Mtttehc von den Erercitien an der Tempelbofer Chaussee mit großer Befriedi gung besichtigte. * Leimig, 2. September. Es ist zu erwarten, daß die Parade bei Pul gar, welche sicher um 11 Nhr Vormittags beginnt, sehr zahlreich be sucht werden wird. Wir halten es daher für Pflicht, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß sie gut thun werden, möglichst zeitig (der erste Zug geht früh 5 Uhr ab) auf dem Baye rischen Bahnhofe zur Fahrt nach Böhlen sich ein- ufinden. Wie aus der im Inseratentheile unseres eutigen Blattes abgedruckten Bekanntmachung ervoraeht, werden auf der StaatSbahn vom " «herrschen Bahnhofe nach Böhlen von früh 5 bis r/,10 Uhr je nach Bedarf Personen- Extrazüge abgelaffen werden; nach >/,lO Uhr VormittagS aber können, wie man unS mitthcilt, wegen der Hof- und Militairzüge keine Personen-Extrazüqe für das Publicum mehr ab gelaffen werden, so daß. wer erst spät nach dem Bayerischen Bahnhofe sich verfügt, leicht keine Be förderung mehr findet. Von Leipzig auS werden »r ur Billets dritter Clafle auSgegebcn: dieselben sind bereit- vom 4. September an an den Billetverkaufsstellen am Baverischen und am Dresdner Bahnhof zu haben, so daß der Andrang an dm Billetschaltern am 6. früh we sentlich vermindert wird. Auch für die Rück fahrt von Böhlen nach Leipzig hat die StaatS- bahnverwaltung in ausreichender Weise Vorkeh rungen getroffen; cs sollen nämlich, nachdem die höchsten HerZchaften die Fahrt nach Leipzig an getreten haben, aller 10 Minuten für da- Publicum Personen - Extrazüge nach Leipzig gehen. Da sonach durchaus kem Grund zu der Be- sorqniß vorliegt, es könnte Der oder Jener Beorderung nach Leipzig nicht mehr linden, so ist dem diese Züge benützenden Publicum drin gend anS Herz zu legen, ein übereiltes Dräu gen an die zur Ausnahme vorfahrcnden Personen rüge zu vermeiden. Dadurch wird nur das Einsteigen verzögert und mit Gefahren verkniipst. Eine ruhige Haltung der Passagiere erleichtert auch hier das Geschäft sehr wesentlich und er möglicht e-, in kurzer Zeit den Wünschen der der Rückfahrt Harrenden gerecht zu werden. * Leipzig, 2. Septbr. Welche Ueberfülle von Dummheiten die „Dresdner Nachrichten" feit ihrem Bestehen zu leisten verstanden haben, ist männiglich bekannt, soweit diese- kläglichste aller Sudelblätter Verbreitung findet, und daß dergleichen Dummheiten namentlich dann, wenn es gilt, die Stadt Leipzig mit Schmuz zu be werfen, in der Regel auch mit einer guten DosiS von Lüge, Verleumdung u. s. w. versetzt sind, ist ebensowenig ein Geheimniß Die neueste Leistung de- Dre-dner Löschblattes ist folgende: Ueber den nächsten Weg von Leipzig nach Dresden können wir uusern Lesern ein hübsche« Histörchen mit» theilen. Den Leipzigern paßte es bekanntlich nicht gut in das umfangreich« Fest Programm am S. d. M.. daß S« Maj Kaiser Wilhelm eine Stunde später in Leipzig eintreffen wollte, als man ursprünglich cal- culirt hatte Man wollte die Seiten der Stadt auftu wendenden tvo.aou für den Kaiserempsang möglichst effektvoll ausnützen und nun drohte die späte Ankunfts- stunde mit Beeinträchtigung der Empfangsfeierlichkeit. Da muß Rath werden. Eine Deputation dampft mit frischer weißer Wäsche, gut auSgebügeltrm Frack und cli»!>«!i»u4 -I»<iues nach — Berlin, um an höchster Stelle um Abänderung der kaiserlichen Ankunft in Leipzig zu petitioniren. Aber ach — die Deputation unserer Schwesterstadt hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht: Das Berliner kaiserliche Oberhofmarschalamt bedeutete sie mit schmerzlichem Erstaunen, daß der Besuch Sr. Majestät deS deutschen Kaisers nickt ausdrücklich der Stadt Leipzig gelte, sondern daß S«. Majestät zu militairischen Uebungen das 'Rachbarland seines Freundes und Bruders, des Königs von Sachsen be trete. Wenn freilich dieser hohe Verbündete Sr. Majestät des Kaisers letzteren um eine Veränderung der Reisedisposition ersuche, liege die Sacke anders; aber so liehe sich 'Nichts machen und man be dauere. man wünsche, man u. s. w. Und nachdem sich die Bertreter der Leipziger Bürgerschaft darob lange bestürzt angesehen, schlängelten sie sich nach dem Aska- nischen Platz, wo ein Eisenbahnhos liegt, daran geschrieben steht: „Nach Dresden". Und sie nahmen Billets und fuhren nach Dresden sirren wir nicht, Hauptstadt des Königreichs Sachsen) und hier wurde ihr fataler Um weg lächelnd ignorirt und ihre Sorge ob der vergeblichen Decorations, Illuminations und FeuerwertSkostcn mit königlicher Liebenswürdigkeit beschwichtigt. Das war also der nächste Weg von Leipzig nach Dresden. An der ganzen Geschichte von der Reise einer Leipziger Deputation nach Berlin ist natürlich kein wahre- Wort, wie die Redaction deS Dresdner Blattes hätte wissen müssen, wenn sie die auf die fraglichen Angelegenheit bezügliche Mit theilungen hiesiger Blätter mit einiger Aufmerk samkeit gelesen hätte. Aber was gilt dem Blatte Wahrheit! Klatsch, Skandal, Denunciation und Dergleichen, daS sind die Lebenselemente, in welchen allein cS sich wohlbefindet. — Lallt einer unS vorliegenden Erklärung der Deputirten de- Vereins der Buchhändler zu Leipzig werden am 5. September, gelegentlich des Einzuges deS deutschen Kaisers,' die Ge- schäftSlocale der hiesigen Buchhändler am Nachmittag geschlossen bleiben. — Heute, Sonntag Abend, wird im Bvno- rsnd'schen Etablissement im Rosenthal die rühmlichst bekannte Capelle des Leib »Grenadier- Regiments Nr. 101 unter Leitung seines Musik direktors Herrn Ehrlich concertiren. — Der verantwortliche Redakteur der „DreSdn. Nachrichten", vuee. zur. Gödsche, ist wegen in dem genannten Blatte verübter Beleidigung deS Bürgermeisters Ludwig-Wolf in Großenhain in zwei Instanzen zu einer Geldstrafe von 75 .E verurtheilt worden. ^ Connewitz, 2. September. Die Sedan- feier des Ortes begann heute früh durch Glocken läuten; dann fand eine dreifache Reveille statt, an deren einer der Gemeindevorstand durch Vor antritt vor dem Musikchor Theil nahm. Für Nachmittag ist ein Kinderfest auf der Wiese ge plant. wenn das Wetter eS zuläßt, Abend- findet ein Festmabl bei Illumination im Sächsischen ^ause statt Der Ort ist reich beflaggt. — Eine Lchwadron des l. sächs. HusarenreaimentS rückt Nachmittags hier ein (Uniform: blau mit gelben Schnüren), um aus einige Tage Canton- nementLquartiere zu bezieben, wie kurze Zeit vor her eine Schwadron des 2. HusarenregimentS (blau-weiß). — DaS Wochenblatt für Lin den au und ßlagwitz schreibt: Die bedauerliche Schroff- »eit, die bi- jetzt die liberalen Parteien, die Nationalliberalen und Fortschrittler mit sämmtlicben Schattirungen, in unseren Orten getrennt hatte, ist seit Langem zum ersten Male gefallen, der FcstcommerS zur Feier unseres Nationalsesttages wird gemeinsam begangen. Diese Nachricht ist um so freudiger zu begrüßen, weil die politische Meinung das Tischtuch zwischen beiden Parteien längst zerschnitten hat, ja die Männer zum großen Theil auch in allen Ge- meindcangelegcnhciten sich als Gegner gegenüber stehen und die Schroffheit sogar in gesellschaft licher Beziehung einen so widerwärtigen Zustand herbeigeführt hat, wie er feindseliger kaum gedacht werden kann. Wird dieses Zusammengehen an dem Gedenktage des Sieges deutscher Kraft durch Einigkeit ein Anfang sein für die Zukunft, alle politischen Anschauungen nur bei politischen Fragen und Wahlen gelten, sonst aber ruhen zu lasten, so wäre Das für unsere örtlichen Zustände ein wahrer Segen, für unsere gesellschaftlichen Ver hältnisse ein willkommenes Älück. Sollten unsere Parteimänner endlich auf dem Wege sein, einig am inncrn Ausbau der Gemeinde zu arbeiten und friedlich in der nachbarlichen Gesellschaft sich ein sröblicbes und glückliches Zusammenleben zu bereiten, so sei ihnen und dem Gedeihen ihre- WillenS das erste Hoch gebracht, denn waS sie thun, gilt dem Wohle de- Vaterlandes! — Aus DreSden, 1. September, meldet die „Dr. Ztg": Während sämmtlicbe Gesangs- und Turnvereine Dresden-, sowie die meisten hiesigen größeren Corporationen sich zu einer würdigen Feier deS SedansesteS anschicken, in allen höheren und niederen Schulanstalten aus behördliche An ordnung entsprechende Festacte stattfinden werden, verschiedene Amtslocale, Expeditionen. Kauf läden :c. geschloffen bleiben, dafür aber öffentliche und Privatgebäude dekorativen Schmuck anlegen werden und selbst in den Kirchen der Stadt feierlicher Dankgottesdienst abgehalten wird, rüsten sich die Socialdemokraten zu einer Anti-Sedan - fei er. An verschiedenen Straßenecken uns Anschlagesäulen der Stadt sehen wir heute folgendes großgedruckte Placat: „2. September. Anti- Sedanfeier der Socialisten Dresdens in den Räumen der Centralhalle. Concert, Festrede und Ball. Anfang 7 Uhr. BilletS vorher 25 Pfennige, an der Lasse 35 Pfennige. Genossen- schastS-Buchdruckerei Chemnitz. G Rübner L Co." ES wäre doch schade, wenn die Socialdemokraten oder vielmehr deren Führer auch nur eine Ge legenheit versäumten, sich als Feinde des deutschen Volkes und alle- Dessen zu zeigen, was dem selben heilig und theuer ist! — Man schreibt dem „Dr. I." aus Zittau, 31. August: Einen großen Verlust bat unser Iohanneum durch den gestern erfolgten Tod deS Oberlehrer- Prof, vr Karl Fntz Dietzel, Ritter :c. erlitten. Neben vorzüglicher Lehr tätigkeit war cS ihm bei feiner großen Arbeits kraft möglich, sich auch andern, gemein»ützigen Beschäftigungen zu widmen, indem er z. B. die meteorologischen Beobachtungen allhier besorgte, Vorstand de- GewerbevercinS, technischer Vorstand des AichamteS war, dem Directorium des Vor- schußvereinS angehörte, oft namentlich in Pro cessen zu Abgabe von Gutachten ausgefordcrl ward. Sein Tod, wenn auch längst gefürchtet, da er mehrere Monate krank gelegen, hat die allgemeinste Theilnahme hervoraerufen. — Vergangenen DienStag Abend ist einem bei einem Schulfeste in KleinwalterSdors bei Freiberg beteiligt gewesenen Schulmädchen un Alter von 14 Iabrcn von einem jungen Mann Gewalt angetan worden. Ein al- Vagant und Bettler berüchtigtes Subjekt, der in diesen Tagen in Lößnitz, KleinwalterSdors sich berumgetneben, ist als dieser frevelhaften That dringend verdächtig von Polizeibeamten gesanglich eingezogen worden Verschiedenes. — Der „Dorsztg." wird geschrieben: Als vor ungefähr 3 Wochen Se. Ma,cstät der deutsche Kaiser aus Wildbad Gastein abgereist war, befand ich mich gerade in Lend, der letzten Station vor Gastein an der Salzburg-Nordtyroler Eisen bahn, und saß Abends mit 2 Holländer Kaufleuten im „Herrenstübel" de- GafthosS zur Post bei einem Schoppen rothen Tyroler. Da kam der Wirth, gleichzeitig Postmeister und Postbalter, mit freudestrahlendem Gesicht herein und fragte, ob die Herren au- Deutschland seien! Wir „nutt". sagte der eine Holländer, aber ich! fiel ich mit kräftiger Stimme dazwischen, warum ? — „Da schaun's her, was mir Ihr großer Kaiser für ane Freud' gemacht hat!" Dabei z»g er ein kleines, mit Leder überzogenes Kästchen auS der Tasche, öffnete eS, daß wir da- blauseidene Futter sehen konnten, und nahm mit triumphirendcm Gesicht die silberne Verdienstmedaille am seidenen Band herauS, welche Se. Majestät dem wackeren öster reichischen Postmeister verliehen hat. Aus der einen Seite der Medaille standen die Worte: Verdienst für den Staat, auf der andern befand sich der Namenszua Sr. Majestät m,t der Krone. „Schaun'S. diese Medaillen Hab' ich lriegt, weil ich Se. Majestät immer selber gefahren Hab' mit Roste meinige un die iS mir lieber al- wie 1000 Gulden!" Wir gratulirten ihm von Herzen, wünschten ihm, daß er dieselbe noch reckt lange gesund tragen möge, dann stimmte ich ein Hock auf den Kaiser an, in welches der Postmeister von Lend und die beiden Holländer beim Klange der Gläser wacker einnelen. — In PariS ist am 20. August der Com- ponist Feliclen David gestorben, nachdem er seit Wochen schwer krank in St Gcrmain gelegen. — Wir Deutschen haben den Franzosen einen Mühlstein cm den HalS gehängt, an dM sie schwer tragen. Dieser Mühlstein kommt aus einer Fabnk in Neustadt an der Haardt, war neulich auf dem Müller-Congreß in Nürnberg auSgcstkllt und schlug durch seine Güte und Vor züglichkeit alle anderen Mühlsteine, sogar die be rühmten französischen, auS dem Felde. Die Franzosen gestanden das selber zu und sprachen nicht einmal von Verrath Die Deutschen, die seither viel Geld für Mühlsteine nach Frankreick geschickt haben, werden künftig ihre Steine zugleich mit ihrem Wein auS der Pfalz beziehen Aber zwischen die deutschen und französischen Müblsteine möchte ich nicht gerathen.