bäude zu Keplers Zeit sich vorstellen mag, wird nicht glauben, daß eine astronomische Uhr, „darin," wie Kepler sagt, „des Himmels Laus aufs gewisseste zu sehen gewest," auf einem derselben konnte angebracht werden. Das Rathhaus dagegen liegt aus einem offenen Platz, und war der Sitz der höchsten Justizbehörde, des Hofgerichtes in Alt- würtemberg. Auch war in unmittelbarer Nähe der Uhr die Rathhauskanzel, auf wel cher die Herzoge von Würtemberg die Huldigung der Stadt Tübingen in Person einnahmen. Bis zum Jahre 1849 war die Uhr im untern Rathhausstock in einer Kammer neben der sogenannten Lederbühue angebracht. Beim Umbau dieses Stockwerkes zum Schwurgerichtssaal (1849) wurde sie in den Dachstock des mittleren Rathhausthurmes ohne sonstige wesentliche Aenderung verbracht, dort aufgestellt und eingerichtet. Son stige Aenderungen an ihr sind nicht vorgenommen worden. Die Uhrtafeln wurden 1849 ganz im bisherigen Style und mit den alten Zeich nungen erneuert'). Jetzt ist das Rathhaus vollständig restaurirt und die Uhr krönt das schöne und alte Gebäude mit seiner Uhrtafel. — Hätte die Restauration sich auch des alten Stösflers, des Verfertigers der Uhr, erinnern mögen, und auch sein Bildniß an dem Aeußeren des Rathhauscs anbringen mögen; denn schon 366 Jahre prangt diese Uhr an dieser ihrer Stelle und eine reiche Geschichte ist an ihr vorüber gezogen, während sie selbst bis aus unsere Tage ihren ruhigen Gang gegangen und Jahrhunderte lang die Stunden und Minuten der Stadt Tübingen angezeigt hat ^). Man hat Stöffler den Acchimedes seiner Zeit genannt, weil er in der An fertigung astronomischer und physikalischer Werke und Apparate das Außerordentlichste leistete. Zeller sagt von ihm, daß er wie König Kosroös in Persien Instrumente be sessen und angefertigt habe, welche des Himmels Wirkung nachgeartet, die Gestirne Herum getrieben, wie ein Regen Tropfen fallen lassen, geblitzet und gedonnert habe. Auch soll man bei Stöffler einen Regenbogen haben entstehen sehen können^). Klüpfel sagt: die ersten Anfänge des physikalischen Cabinets in Tübingen sollen sich noch von Stöffler herschreiben. Möglich ist es, daß Stöffler ein solches Cabinet für sich angelegt hat; im jetzigen sind aber keine Apparate nachweisbar von ihm vorhanden 4). Nach Stösflers Tod wurden seine Schriften, Manuskripte und Kunstwerke gesam melt und in dem Sapicnzhause verwahrt. In diesem Hause (neben der St. Georgen kirche) waren auch die alten Urkunden der Universität in einem Archive, sowie die Bibliothek in Gewahrsam gebracht. Im Januar 1534, also 3 Jahre nach Stösflers Tod, brannte dieses Sapienzhaus nieder, und mit ihm Archiv, Bibliothek, sowie die ftöfflerischen Manuskripte und Kunstwerke. 1) Nach schriftlicher Mittheilung des 1 Stadtschultheißen Rapp in Tübingen, 8. August 1871. 2j Die Uhr im Kloster Blaubenren könnte auch von Stöffler angefertigt worden seyn. Hierüber liegen aber keinerlei Andeutungen vor. Zeller a. a. Orte 486. 4) Nach gefälligen Miltheilungen des Vorstandes des physikalischen Cabinetes Herrn Professors vr. v. Reusch.