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49 Regiomontanus wendete großen Fleiß auf die Verfertigung von Globus an, und nach ihm wird Apianus und Mercator genannt. Von Regiomontanus (ch 1476) hat sich kein Globus erhalten, dagegen haben wir einen solchen, der gleich alt ist wie der behaimische, und die Jahreszahl 1493 trägt. Dieser Globus ist der von Stöffler, welchen die Bibliothek des Lyceums in Constanz besitzt. Während der von Behaim ein Erdglobus ist, stellt derjenige von Stöffler einen Himmelsglobus dar, d. h. einen Globus, der die wichtigsten Sternbilder rc. wiedergibt; daß aber Stöffler auch einen Erdglobus, der die bedeutendsten Länder und Orte angibt, verfertigte, geht aus dem Titel seiner Schrift hervor: äö artikioioLg. Floiii tsrrsstris oompositioiuz. Wie Stöffler mindestens drei solcher Himmelsglobus anfertigte, erfahren wir in seinen Briefen an Reuchlin '). Im Jahre 1502 war Reuchlin, während die Pest in Stuttgart wüthete, zu seinem Freunde, dem Probste Peter Wolf nach Denkendorf (O. A. Eßlingen) gegangen, und wurde dort von letzterem und seinen Conventualen aufs ehrenvollste behandelt. Stöffler schreibt ihm von Justingen aus dorthin: Er freue sich, daß er von Peter den von ihm verfertigten Globus erhalten habe, worauf man die wahre Bewegung der Sonne und des Mondes, nebst den Veränderungen des letz teren ersehen könne. Er zweifle aber sehr, ob er aus "den Händen des Probstes wieder so unverletzt und rein gekommen sehn möchte, als aus den seinigen. Gerne wäre er zu Reuchlin hinabgeritten, um ihn wieder zu richten, aber das leidige Zipper lein verbiete ihm eine Reise zu Pferd ^). Einen gleichen Globus hatte Stöffler dem Bischöfe von Dalberg in Worms angefertigt und ihm denselben selbst nach Ladenburg hinabgebracht. Derselbe war mit goldenen Sternen (iErtis otollis aursis) versehen. Welche weitere Beschaffenheit diese beiden Globus hatten, kann nicht näher angegeben werden, da sie beide nicht näher beschrieben und auch nicht mehr vorhanden sind. Ein glücklicheres Schicksal hat aber den Globus getroffen, welchen Stöffler dem Weihbischof Daniel in Constanz anfertigte und welcher noch vorhan den ist. Auf dem Ringe des Globus (Vrinilla) ist das Wappen von Daniel, und die undeutlich gewordene Inschrift nennt den Besitzer, für welchen Stöffler ihn ge fertigt hat. Den Almanach hatte er Daniel auch gewidmet; dessen ganzer Name und Titel ist: Frater Daniel Zehender, aus Zürich oder Brugg gebürtig, Mitglied des Ordens der mindern Brüder. Sixtus IV. ernannte ihn am 3. Dcbr. 1473 zum Episcopus Bel- linensis i. p. und Suffragan des Bischofs von Constanz. Als solcher weihte er 1485 die Kirche in Weingarten und 1491 das neue Krankenhaus in Zwiefalten. 1493 be- nedicirte er den neuen Abt in Bebenhausen, Johann von Friedingen, in Anwesenheit Herzog Eberhards im Bart und der Aebte von Hirschau und Herrenalb. Nachher firmte er den Grafen Heinrich von Würtemberg, welcher dabei seinen Namen in Ulrich verwandelte und mit diesem Namen Herzog in Würtemberg wurde ^). — Weih bischof Daniel war Vorgesetzter und Freund von Stöffler. Der Globus selbst, den Lehmann in den „Unterhaltungen im Gebiete der Astro- 1) S. Beilage 2 und 3. 2) Cleß, Culturgeschichte von Württemberg, M, 822. 3) Freiburger Diöcesan-Archiv VII, 22S, und Heyd, Herzog Ulrich I, 88. 4