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„Was ich in diesem Werke geschrieben habe, habe ich (Gatt sey mein Zeuge) nicht in der Absicht, jemanden zu tadeln und zu verletzen, geschrieben, sondern weil mir das christl. Gemeinwesen am Herzen liegt. So viel solle gelten, als die römische Kirche gutheißt." Das lateranische Concil, für welches diese große Arbeit Stöfflers bestimmt war, hatte sich aber mit andern Aufgaben zu beschäftigen und war auch nur von sehr kurzer Dauer. Wiederholt beschäftigte sich mit der Calenderverbesserung das Triden- tiner Concil (1545—63). Der Frater Johannes Maria Tholosanus, der an das Tridentiner Concil Vorschläge zur Calenderverbesserung machte, benützte Stöfflers Arbeit für denselben und bestreitet auch einzelne Theile. Im großen Ganzen aber gingen Stöfflers Vorschläge auf genanntem Concil durch und Gregor XIII. wurde beauftragt, den neuen Calender einzuführen, der nun der gregorianische heißt. Die Verbesserung des Calenders besteht in Weglassung von 10 Tagen (Stöfflers 4. Vorschlag) im Oktober 1582. Die Annahme und Einführung des neuen Calenders geschah aber nicht in allen Ländern gleich. Italien, Spanien und Portugal befolgten die Bulle Gregor XIII. sofort. Frankreich folgte zwei Monate später; die katholischen Theile in Deutschland, Niederlanden und der Schweiz 1583, Polen 1586, Ungarn 1587. Die evangelischen Stände Deutschlands nahmen nach langem Streite die Verbesserung erst im Jahre 1700, wo sie 11 Tage ausließen und vom 18. Februar sogleich zum 1. März übergingen. Die Russen, wie überhaupt die Bekenner der griechischen Kirche, sind bei dem alten julianischen Calender geblieben, und sind hinter den übrigen Europäern seit 1800 um 12 Tage zurück, die sich 1900 auf 13, 2100 auf 14 Tage vermehren. Die große Arbeit Stöfflers und ihr Erfolg hatte die Auftraggeber, seine Oberen, sehr erfreut, und ganz Deutschland begrüßte sie als erfreulichen Fortschritt und nahm den größten Antheil an dem Werke. Die hervorragendsten Männer feierten Stöffler in Gedichten rc., so Johannes Brenz und Ulrich von Hutten'). VIII. Stöffler als Cosmograph. Claudius Ptolemäus verfaßte eine Geographie, in welcher er zuerst die Lage der Orte nach den Längen- und Breitengraden bestimmte und außerdem den geometrischen Grund zur Verfertigung der Landkarten legte. Diese Geographie beherrschte das ganze Mittel- alter, und auch Stöffler las 2 Jahre über dieselbe. In diesen seinen Vorlesungen aber hatte Stöffler ein sehr selbstständiges Urtheil und griff Ptolemäus, namentlich was die Lage der Orte betrifft, aufs entschiedenste an. In seinem Calender sagt Stöff ler im XIX. Capitel: „Das Buch Ptolemäi, von der Beschreibung des ingewohneten Erdreichs, oft durch die wirkliche und wunderbarliche Kunstdruckerei'), gedruckt und aus- 1) S. Beilage 4. 2) Stöffler hat hier sicher die Ausgaben des Ptolemäus im Auge, welche in Mm erschienen. Wir kennen zwei solcher Ausgaben, welche zu den größten Seltenheiten der Buchdruckerkunst zählen: ») ktolomasi 6o8moxraxdia cum 32 tadulis xsoArapdiois. ämprsssum Ulms xer InAoniosnm virum LsonIiarLum Lol, xraekati oppiLi oivis. 1482. Größtes Foliosormat. 1508 schenkte Kaiser