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Diese für die katholische Kirche wichtige Frage rief stets den allgemeinen Wunsch nach einer Verbesserung des Calenders hervor. Die Synode von Arles 314, das Concil von Nicäa 325 behandelte diesen Gegenstand. Eine wichtige Vorarbeit hatte für das Constanzer Concil (1414—1418) der sternkundige Cardinal von Ailly ausge arbeitet und Cardinal Nicolaus von Cusa that das Gleiche für das Basler Concil (1431—1440). Sixtus IV. berief 1474 den Mathematiker Regiomontanus wegen der Calenderverbesserung nach Rom. Ohne seine Aufgabe zu vollenden, starb er da selbst 1476. Julius II. und Leo X. ließen die Sache nicht ruhen und ersahen das Concil im Lateran als diejenige Versammlung, welche die Sache entscheiden sollte. So lagen die Verhältnisse, als Stösfler aufgefordert wurde, seine Ansichten über die Calenderverbesserung darzulegen. Stösfler sagt im 31. Capitel seines großen Calenders: „Darum bin ich in vergangenen Jahren durch meine Oberen aufgefordert worden bei verbundenem und schuldigen Gehorsam und schweremBanne, daß ich nach meinem Vermögen und Verstand meines lauteren Gewissens thäte in Ge schäft anzeigen, in was Gestalt oder Form die Mängel des römischen Calenders möch ten abgestellt werden, daß gemeldeter Calender wiederum zu seinen Kräften und Nutz barkeit käme, zu verhüten andere daraus fließende Schäden. Das habe ich als gehor samer Sohn gethan und meine Meinung in diesen Dingen mit gebührlicher Protestation lassen überantworten unserem allerheiligsten Vater Pabst Leo X., den hochgelehrten Vätern des Oonoilii la.tvi-Moiww eto. Die mögen dieß mein Schreiben und Meinung annehmen, abthun, bessern, mindern oder mehren, und mich auch insbesonder bezeuget und protesttret; daß ich hierin nichts will fürnehmen oder halten, denn das von obenge nanntem unserem allerheiligsten Vater dem Pabst von gemein Oonoilii latsransnÄ oder von andern Päbsten oder Concilien wird bestätiget und approbirt. Hab auch solches beschrieben, als mich in meinem Wissen hat gut bedaucht, Niemanden zu Haß und Widerwillen, allein zu gut der heiligen christlichen Kirche und der Wahrheit, darzu ich durch inbrünstige Begierde und gemeinen Gelübdes der Taufe verbunden bin." Stösfler hat eine deutsche und lateinische Ausgabe seines Calenders drucken lassen; die lateinische Ausgabe enthielt 41, die deutsche Ausgabe aber nur 31 Capitel. Die Gründe hiefür spricht er sehr deutlich in nachfolgenden Worten des 31. Capitels aus: „Darum so solche Dinge von meinen Händen genommen sind, so will ich davon in deutscher Zunge nicht schreiben. Bitte den gemeinen schlichten, frommen und ein fältigen Laien, er wolle nur Begnügen haben an dem 4. und 5. Capitel dieses Calen- lers, indem er genugsammtlich findet die Feier des österlichen Tages und aller-andern beweglichen Feste nach Brauch der heiligen römischen Kirche. Dann ich will mich dem gemeinen Laien und Niemand fürwerfen zu einem Stoßstein, daß er ob meinem Schreiben Aergerniß empfinge. Ich habe auch in meinen mindern Jahren bis in mein Alter solche Dinge nach meinem Vermögen geflohen, ermahne und bitte alle frommen und schlichten Laien, sie wollen sich treulich hüten vor Erfahrung der Dinge, die ihnen zu hoch sind, seyend nicht zu spitzfindig, nicht zu hart zu ergründen ver borgene Dinge, ihre Vernunft übertreffend. Fürwahr der hoch steiget, leidet oft schweren Fall." Da Stösfler sagt, er sey von seinen Oberen mit schwerem Banne bedroht, wenn er seine Vorschläge nicht ausarbeite, so ist man begierig zu wissen, wer diese mächtigen Oberen seyen. Hierüber gibt Stöfster in der lateinischen Calenderaus- gabe Auskunft, denn er bezeichnet sie mit den Worten: kootor et dcmoitturii ttoron-