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13. Jahrhundert stammen. Um wie viel älter die erste Handschrift ist, läßt sich nicht bestim men, da nur Weniges davon lesbar ist. Im gleichen Codex folgen noch 3 Blätter Palimpseste, zu denen die Figur gehört, denn der Inhalt ist Astronomisches'). Was in dem ausgeschnit tenen Theile gezeichnet war, läßt sich nicht ermitteln, es ist aber möglich, daß hierüber der Text Aufschluß gibt, und sagt, welche Construction das Fernrohr in seinem Innern hatte. In Schwaben war es Hermann der Contracte, welcher die Mathematik und Astronomie mit großem Erfolge bearbeitete; derselbe ist 1013 geboren, und war Sohn des Grafen Wolfrad II. von Beringen. Diese Familie zählt zu den Stammes genossen der Grafen von Würtemberg, denn auch die Veringer führen das Hirschhorn im Wappen. Von Kindheit an litt er an Gichtschmcrzen, die ihn so zerrütteten, daß er ohne Hülfe sich nicht bewegen konnte. Man nimmt an, er sey in St. Gallen er zogen und in der Reichenau Mönch gewesen. 1054 starb Hermann und wurde in Alts hausen in der Gruft seiner Väter begraben. Von ihm besitzen wir noch die Schriften: Vo monoura ^.strolabii und De utilitatibus ^strolabü. Ein zweiter Heros in der Mathematik und Astronomie war in Schwaben Wilhelm, von 1071—1091 Abi in Hirschau ; auch er schrieb über das Astrolabium und 3 Bücher astronomischer Institutionen. Er gilt wohl am richtigsten als Erfinder der Uhren. — In gleicher Weise war auch Albertus Magnus, Graf von Bollstätt, (1205 in Lauingen geboren und in Cöln 1280 gestorben,) groß in Mathematik und Mechanik. Sämmtliche 3 Männer kannte Stöfs- ler aus ihren Schriften genau und citirt sie zu wiederholten Malen. Da die rein mathematischen Schriften Stöfflers nicht aufgefunden werden konnten, so müssen wir hier über eine Hauptthätigkeit in seinem Lehramte schweigen. Das wichtigste astronomische Werk Stöfslers sind seine Ephemeriden, sie theilen aber das Schicksal der gleichnamigen Werke von Purbach und Regiomontan, welche durch die Entwicklung der Astronomie als unrichtig angesehen werden müssen. An Berühmtheit zu ihrer Zeit übertrafen sie vielleicht diejenigen der beiden genannten Astronomen und waren auch lange noch nach Copernicus' Entdeckungen in Benützung, und Mästlin, der große Astronom, nannte ihn wohl wegen dieser Ephemeriden tantum virum, so wie ihn Frisch *) als einen der Begründer der Astronomie beim Wiederer wachen der Wissenschaften in Europa bezeichnet. Die Ephemeriden selbst sind astronomische Tafeln, worin die täglichen Stellungen der Sonne, des Mondes, der Planeten und die übrigen Erscheinungen am Himmel verzeichnet sind. Stösfler arbeitete seine.Ephemeriden auf 30 Jahre und zwar von 1499—1531. Diese Riesenarbeit vollendete er als Pfarrer in Justingen, denn nur in diesem ruhigen abgelegenen Alborte konnte er ungestört dieses Meer von Zahlen schaffen. — Bei der ersten Ausgabe zieht Stöffler den Meridian über Ulm, aä situin impsrialm et xraeolari oxxiäi IIIm. In der späteren Ausgabe der Ephemeriden 1513, wo Stöffler Professor in Tübingen ist, zieht er den Meridian über Tübingen, nä sitnm Tübingen, und sagt in seinem großen Calender: „Hiebey soll keineswegs ver halten werden, daß alle unsere Rechnung der Stunden und Minuten ist abgefertiget auf den Mittentag der grünenden und blühenden Hohenschul zu Tübingen, darum daß 1) Cardinal Angela Mai hat die Kunst erfunden, die ersten Handschriften der Palimpseste zu lesen. Er bringt dazu chemische Mittel in Anwendung. 2) Schriftliche Mittheilung.