Indessen fehlte es schon auch vor dieser Zeit nicht an Männern, welche in Deutschland und besonders Schwaben sich hohen Ruf in der Mathematik und Astro nomie erworben. Die Entdeckung des Fernrohrs wird auf das Ende des 16. Jahrhunderts be stimmt und gesagt, dasselbe habe Metius oder Jansen in Holland erfunden. 1609 soll Galiläi Kunde von der Entdeckung erhalten, und dasselbe zum 2. Male erfunden haben. Sofort erfand aber erst Kepler das astronomische Fernrohr und gab die erste theoretische Erklärung desselben. Daß aber dieses für die Astronomie unschätzbare Instrument schon vor Galiläi und Kepler, wenn auch in anderem Zustande, existirte und von den Astro nomen der Klöster angewendet wurde, ist eine Thatsache, welche wir hier anführen müssen. Wir glauben nämlich, daß auch Stöfsler, der Erbe der Mönchsastronomie, von demsel ben Kenntniß gehabt haben kann. In der Stiftsbibliothek in St. Gallen hat der Codex 18 auf Seite 43 eine Zeichnung, auf welcher ein Mönch darge stellt ist'), wie er durch ein Fernrohr ein Gestirn beobachtet. Das ganze so schön ausgear beitete Stativ spricht dafür, daß man großen Werth auf das In strument gelegt hat. Eine räube rische Hand hat aber den Discos herausgeschnitten. Das Blatt, aus welchem sich die Figur befindet, ist ein Palimpsest, d. h. ein Per gament, das zum zweitenmal be schrieben wurde, wobei die erste Schrift verdeckt oder verdunkelt ist. Diese Figur, wie sie neben an abgebildet ist, gehört der ersten Schrift an, die vorherrschend in Uncialbuchstabcn geschrieben ist'). Die zweite Schrift mag aus dem „Ein Müncl» beobnllitel äie Gestirne." (Bild vor dem XIII. Jahrhundert.) 1) Ildefons von Arx, Geschichte des Cantons St. Gallen 1810,1,265. Stiftsbibliothekar Näs in St. Gallen hatte die Freundlichkeit, Las interes sante Bild zu copiren, wie es der Holzschnitt giebt. 2) llncialbuchstaben hießen ur sprünglich diejenige», welche auf Mo numenten gebraucht wurden. Sie hatten die Höhe eines Zolles (Uncia).