Volltext Seite (XML)
33 Dre himmlischen Hauser, aus welchen das Schicksal der Menschen vorhergesagt wurde, bilden eine Grundlage für die Astrologie. Die Lage der 12 Häuser gegen den Horizont eines gegebenen Ortes für eine bestimmte Zeit, z. B. für den Augenblick der Geburt eines Menschen (Nativität), nennt der Astrologe Thema und aus diesem erfolgt die Prophezeihung. Die Herstellung der 12 Häuser erfolgt in jedem einzelnen Falle in der Art, daß man den Aequator in 12 gleiche Theile theilt. Auf 19 Tafeln vollzieht dieses Stöffler mit Berechnungen, die in Zahlen Ausdruck gefunden haben. Die Häuser selbst heißen in der Astrologie 1) das Haus des Lebens, Ilorosoop, 2) das Haus des Glückes oder des Reichthums, 3) das Haus der Brüder, 4) das Haus der Verwandtschaft, 5) das Haus der Kinder, 6) das Haus der Gesundheit, 7) das Haus der Ehe, 8) das Haus des Todes, 9) das Haus der Religion, 10) das Haus der Würden und Kronen, 11) das Haus der Freunde und Wohlthäter, 12) das Haus der Feinde und Gefangenschaft'). In wie weit Stöffler sich mit der Stellung der Nativität befaßt, kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden. Vermuthlich haben alle seine Freunde und Gönner dieselbe von ihm verlangt und wohl auch erhalten. Hierunter zählen wir: Kaiser Maxi milian I., König Ferdinand, Herzog Ulrich, Weihbischof Daniel, Abt Peter, H. C. v. Bubenhofen rc. Bestimmt wissen wir, daß er die Nativität Reuchlin, seinem Freunde, gestellt hat. Ein Aehnliches kann auch für Melanchthon geschehen seyn. Am berühmtesten aber wurde Stöffler durch seine Prophezeihung für das Jahr 1524, denn sein Name und sein Ruf wurde durch dieselbe durch ganz Europa und die civilisirten Theile von Asien und Afrika verbreitet. In dem geistigen Leben der Völker hat sich seit den Urzeiten der Gedanke geltend gemacht, die Welt gehe einmal durch Feuer oder Wasser zu Grunde. Diese Hypothese erbte sich von Geschlecht zu Geschlecht und Prophezeihungen aller Jahrhunderte deuteten bestimmte Zeiten für diese Katastrophe an. Die stattfindenden Erdbeben treten dieser Ansicht bestätigend zur Seite. Auch die neuere Naturforschung steht dieser Anschauung nicht gerade entgegen, und Falb sprach sich in seinen Vorträgen in Stuttgart (März 1877) in seiner neuen Erdbebentheorie für eine Wiederholung einer Sündfluth aus und be- zeichnete das Jahr 6400 n. CH. als denjenigen Zeitpunkt, wo diese Möglichkeit eintreffen dürfte. Die religiösen Anschauungen der vorchristlichen Zeit, die Annahme des jüngsten Gerichtes im Christenthume, der Inhalt der johanneischen Apokalypse sind Momente, die dieses Ereigniß immer und ewig neu in dem Gemüthe der Menschheit auftreten lassen. Fassen wir nun einen Astrologen ins Auge, der diese seine Afterwissenschaft in wissenschaftliche Formen zu bringen suchte, so darf es uns heute, nachdem mehr als drei Jahrhunderte verflossen sind, nicht mehr wundern, wenn ein Mann von Stöfflers Namen durch die Prophezeihung einer Sündfluth das Erdenrund in Angst und Schre cken versetzte. In die Ephemeriden, die 1499 in seinem Almanach erschienen, schrieb Stöffler zum Jahre 1524 folgende 8 Linien: Hoo anno noo solis noo lunao slclipsiin oonspioaliiinur. 8oä prassonti anno errantiuin siäoruin llabitnälnss iniratu äi^nisÄino aooiäont. 4n insnso oniin kobru- 1) Zu weiterem Berständniß in der Stellung der Nativität möge nachgelesen werden in Frisch: Keplers Werle 1, 295, 386. 3