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Vom Monat April: Ich laß mir auf den Median, Das mich in Gsundheit halten kann. Vom Monat Mai: Ich bad und will zur Leber lon, Warm Kleider will ich ane thun. Wenn Stöffler vielleicht nicht der Erste war, der in dem Calender den Aderlaß mann eingeführt hat, so kann doch nicht bestritten werden, daß er durch seinen Aderlaß mann und seine Auseinandersetzungen über Aderlaß und Purgation eme Calendervolks- heilkunde geschaffen hat, die seit seiner Zeit bis zu Anfang dieses Jahrhunderts, also 3 Jahrhunderte hindurch, in den Calendern eine große Rolle spielte. Ein Aderlaß mann, ein nützlicher Unterricht von dem Aderlässen, eine Ordnung des Aderlassens, eine Aderlaßtafel, so nach dem Mondslauf eingericht, vor diejenige, so nach altem Herkommen gewöhnt sind, wie vom Blute zu judiciren — das sind die Aufschriften von Capiteln in den Calendern, welche bis 1810 erschienen. In diesem Jahre läßt der rastadter hinkende Bote den Aderlaßmann das erstemal weg, und setzt statt dessen ein Gespräch zwischen dem Calendermacher und Landmann ein. In diesem sagt Elfterer, das Aderlaßmännchen gehört ohnehin zum alten Schnickschnack und man wird über solch albernes abergläubisches Gezeug am Ende doch nur ausgelacht. — Aber wie tief und wie dauerhaft sich Stöfflers Lehren im Volke eingelebt haben, kann derjenige leicht erfahren, welcher für die Grundsätze, die das Volk heute noch über den Aderlaß aus spricht, ein offenes Ohr hat. — Dieser Einblick in die arabisch-mönchisch-astrologische Heilkunde und ihr schäd licher Einfluß auf die Entwicklung der Heilkunde selbst deckt einen dunklen Punkt in Stöfflers wissenschaftlichem Streben auf, und dieser Punkt wird um so dunkler, je mehr er dazu beigetragen hat, jenen Einfluß über 300 Jahre im Volke und auch sonst in Kreisen, die über demselben stehen wollen, zu erhalten. V. Stössler als Astrolog. Seine Prophczeihung auf das Jahr 1524. Die Astrologie hatte Jahrhunderte lang die hervorragendsten Geister beherrscht, obgleich sie zu den größten Verirrungen des menschlichen Geistes zählt. Sie bestrebte sich die Form einer Wissenschaft anzunehmen und war die unverkennbare Schwester der Astronomie. Die scharfsinnigsten Denker des Mittelalters bis herab zu Kepler konnten sich nicht von der Astrologie losreißen. Kepler, welcher anderthalb Jahrhunderte nach Stössler lebte, und die großen astronomischen Gesetze erfunden, schrieb eine Schrift: äs luuckamvnOs ^.stroloAias osrtioribus 1602; er nannte die Astrologie die Mutter und die Ernährerin der Astronomie. Wenn Stöffler anderthalb Jahrhunderte früher