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Ihm ist befohlen Magen, Rücken, Seiten, Herz und die untern Theile der Brust, untauglich zum Aderlässen, er will stärken die an sich ziehende Kraft, so der Mond darin ist." Im XIV. Capitel handelt Stöffler von der Purgation und leitet es also ein: „Jetzt wollen wir uns (mit glücklichem Schein des Gestirns) nähern der bequemen Zeit der Purgation, Reinigung und ausleerenden Arznei, und wollen anfangen an der Sonne, so die himmlischen Kräfte häufet oder bringt. Erstlich wollen wir für uns nehmen die Zeit, so die Sonne und der Hundsstern Zusammenkommen oder eine Con- junction haben. Wann die allererfahrensten Aerzte verbieten, zu derselbigen Zeit Pur gationen oder Reinigung einzunehmen, davon redet der Arzt Hippokrates also: Unter dem Hund und vor dem Hund sind die Purgationen schwächlich, widerwärtig und peinlich. Ursach dieser Worte zeigt an Galenus, sprechend, daß dieß darum geschieht, weil die Natur dieser Zeit ist überschwänglich heiß, mag nicht erleiden solche Arznei, oben und unten austreibend, folgend hienach Fieber, oder daß die Kraft des Menschen abfällig, von wegen der großen Hitz durch die Purgation noch mehr beschwert werde. Von dieser verbotenen Zeit der Purgationeinnehmung schreibt völliger der Fürst aller Aerzte Avicenna also: Du sollst wissen, daß zu der Zeit, so der große Hund im Orient aufgehet, und zu der Stunde, so der Schnee liegt auf den Gebirgen und zur Zeit merklicher Kälte, ist nicht Zeit, Arznei einzunehmen. Aber im Lenz und Herbst sollen Arzneien genommen werden." Nach dem Vorgänge der griechischen und römischen Aerzte wendeten die Araber den Aderlaß im Uebermaße an, und dieses Uebermaß überschritten die Mönche in un glaublicher Weise. Sie stellten Gesetze für den Aderlaß auf und bearbeiteten neue Grundsätze hiefür. Ganz spcciell aber wurden die Bewegungen der Gestirne für die richtige Anwendung der Aderlässe in Verbindung gebracht. Der Inhalt der Schrift „clo minutiono sg-nKuinis« wurde in den verschiedensten Variationen verwerthet, und merk würdiger Weise haben sich noch Reste davon heute im Volke erhalten. Der blutdürstige Moloch, sagt van Helmont von seiner Zeit (1578—1644), herrscht heute auf allen Lehrstühlen. Eine genaue Geschichte des Aderlasses müßte Nachweisen, daß durch den selben weit mehr Blut vergossen wurde, als durch die blutigsten Schlachten, welche je auf dem Erdball geschlagen wurden. Ja selbst 1824 wendete ein Franzose in einer Krankheit und an einem Individuum 1800 Blutegel an, und 1841 hörte der Verfasser dieser Schrift in Paris in Bouillaud's Vorträgen von ihm rühmen, daß er 57 Individuen 259 Pfund Blut entzogen und zwar ooup 8nr oonx. Dieser drs-näsaiAlleur (zu Deutsch: Großaderlasser), wie ihn seine Collegen nannten, trieb sein blutiges Geschäft bis zu seinemTode. Pierre Brissot (geb. 1478, ch 1522) hatte sich schon 1514 von der Unnatur der arabischen Methode des Aderlassens überzeugt und er begann einen harten Kampf gegen dieselbe. Seine Gegner bewirkten aber beim Parlament ein Verbot gegen seine Lehre und er mußte Frankreich verlassen. In Deutschland wurde man eine Zeitlang vorsichtiger, so daß die Franzosen diesen Zustand eine äanAorouge Imoromo nannten. Carl V. wurde aber angegangen, den Streit zu entscheiden, der ebenso verderblich wäre, als Luthers Secte in der Theologie. Während dieser Kampf in Frankreich und Deutschland wüthete, erschien der Stösflerische Calendcr, der im flagranten Gegensatz zu Brissot's Lehre dem Ader laß neue und gefährliche Bahnen brach. Stöffler ignorirt Brissot vollständig. In dem Capitel XIII handelt Stöffler von der Erkenntniß der Adern des