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Also 4 Studierende von Blaubeuren schrieben sich in die 4 Wochen alte Matrikel der neuen Universität Ingolstadt auf einmal ein! Von Valerius Stöffler, wohl ein Bruder oder Vetter von Johannes Stöffler, erfährt man später nichts wei ter ; ebenso wenig von Johannes Reich und Petrus Kraft. — Welchen Studien Stöfs- ler in Ingolstadt oblag, erfahren wir von ihm selbst, denn er sagt in seinem römi schen Calender: „Ingolstadt, ein herrlich Hochschul, die etwan in den fryen Künsten mein süsse Mutter gewest ist." Als Lehrer der freien Künste waren im Gründungs jahre und auch später in Ingolstadt in Thätigkeit: Wolfgang Federkiel, Urban Klug hammer, Heinrich Pfeilschmid, Samuel von Lichtenberg, Kilian Pflüger, Johann Enkeu- thal und Johann Tollhopf'). Welcher von diesen Lehrern Stöffler in Ingolstadt die süße Milch der freien Künste besonders genießen ließ, kann nicht angegeben werden, so wenig als die Zeit, welche Stöffler in Ingolstadt zubrachte. Daß er außer Ingolstadt noch andere Universitäten besucht habe, ist nicht wahrscheinlich, wenigstens bemerkt Stöffler bei andern deutschen, französischen und italienischen Hochschulen, die er alle in seinem römischen Calender anführt, nichts Aehnliches, wie eben bei Ingolstadt. Im Ganzen dürfte nicht unrichtig seyn, wenn angenommen wird, daß Stöffler seine Studien in der ersten Hälfte seiner zwanziger Jahre in Ingolstadt vollendet hatte. In dieser Zeit wurde er vollständig Meister der lateinischen Sprache, wie aus seinen in dieser Sprache geschriebenen Schriften mehr als zur Genüge zu entnehmen ist. Daß Stöffler aber auch die griechische und hebräische Sprache gut kannte, geht gleichfalls aus seinen Schriften hervor. Die Anwendung arabischer Worte in seinen astronomischen Schriften geben Zeugniß dafür, daß er auch diese Sprache gekannt hat, besonders wenn es sich bewahrheiten sollte, daß er die Schriften der arabischen Astrologen herausgegeben habe. Wie Stöffler seine Muttersprache in ausgebildeter und feiner Form sprach und schrieb, soll später angedeutet werden. Oben ist gesagt, daß die Rittersamilie von Stöffeln als Besitzer der Herr schaft Justingen das Patronat über die gleichnamige Pfarrei hatte. Diese wird nun nicht gesäumt haben, ihr Glied, den jungen Theologen, darauf einzusetzen. Wenn er bei seinem Antritt der Pfarrei 25 Jahre alt war, so wäre dieser Vorgang im Jahre 1477 erfolgt. In dem jetzigen Pfarrhause in Justingen steht an einem Balken des Kellers zu lesen „1486 im Junio" ^). Diese Jahreszahl bedeutet wohl die Zeit des Neubaues des Hauses, welcher vielleicht wegen der mechanischen Arbeiten vom neuen Pfarrherrn angestrebt wurde, denn Stöffler spricht von seiner Officin ^), die er wohl nirgends als in seinem Pfarrhause gehabt haben kann. Von der Pfarrei Justingen sagt Stöffler später: „ich Hab eine gute Pfarr zu Justingen gehabt und nichts weiteres begehret" ^). In Wirklichkeit war Justingen schon in den ältesten Zeiten eine gut dotirte Pfarrei, denn im Jahre 1275 °) hatte sie 19 Pfunde. Das Pfund zu 12 Gulden gerechnet, betragen 19 Pfunde 228 Gulden. 1) Nach Mittheilungen von der vorigen Hand. 2) Mittheilung des Herrn Pfarrer Mangold in Justingen. 3) Stöfjlers Schreiben an Reuchlin. S. Beilage Nr. 2. 4) Beilage Nr. 16. 5) Inder äöviinationl8 6Ieri 6vn8tnntieo8i8 127b. Freiburger Diöcesan-Archiv I, 1865, x. 86.