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Die Freiherren vonStösfeln waren ursprünglich sehr begüterte Vasallen der Pfalzgrafen von Tübingen und hatten ihre Stammburg bei dem Dorf Gönningen, O.-A. Tübingen. Die Burg selbst lag ans dem Stöffelberge; dieselbe ist jetzt beinahe spurlos verschwunden und nur vier hinter einander quer über den Bergrücken laufende Gräben, welche die von Natur allein zugängliche Ostseite vertheidigten, sind noch sicht bar Die Besitzungen der Herrn von Stöffeln lagern inmitten der achal- mischen Lande, und da sie das gleiche Wappen wie die achalmischen und urachischen Grafen führen, so kann man sie als einen Seitenzweig dieses alten Grafengeschlechtes, das heute noch in den Fürstenvon Fürstenberg seine Fortsetzung gefunden hat, ansehen 2). Die freien Herren von Stöffeln treten um 1100 auf. Conrad von Stöffeln dichtete um's Jahr 1280 den zum Artuskreise gehörigen Oaurisl äs NuntavsI. Im 13. Jahrhundert theilte sich die Familie in die Zweige Gönningen, Winberg und Bonlanden und Conrad von Stöffeln hatte 1230 den Hof Geis- nang, die Stelle, auf welcher heute Ludwigsburg liegt, von den Pfalzgrafen von Tü bingen zum Lehen. — In der Gönninger Linie erwarb Conrad von Stöffeln durch Heirath mit einer Tochter Anselms von Justingen einen beträchtlichen Theil der Güter dieses Geschlechtes und wurde Stammvater der Stöffeln von Justingen. Diese Linie überlebte die andern und erlosch nach 1500 mit Heinrich Onarg von Stöffeln ^). Durch Alter und Heirathen verwandt mit den ersten schwäbischen Geschlechtern, den Grafen von Zollern, den Grafen von Urach-Fürstenberg, waren die Stöffeln als angesehene und reiche Ritter bei verschiedenen Vorgängen Zeugen, so unter anderem auch auf Schloß Würtemberg, als Ulrich und Eberhard Eglof von Steußlingen 1270 belehnten''). Zwischen Eberhard im Bart und Hans und Heinrich von Stöffeln entspann sich eine Fehde wegen Anlegung eines Bergwerkes in der Nähe von Justingen 5). Beide Stöffeln unterlagen und Heinrich nahm 1483 eine Wallfahrt nach Jerusalem vor, woselbst er am heiligen Grabe zum Ritter geschlagen wurde °). Schon um diese Zeit scheint der Wohlstand der Familie sehr im Rückgänge ge wesen zu seyn, denn in einer Urkunde sagt Heinrich von Stöffeln, daß sein Geschlecht verarmt und sie des Grafen von Würtemberg Diener und Landsaßen wären. Das Schloß Justingen, auf welchem unser Stöffler geboren seyn könnte, liegt eine halbe Stunde vom Dorf Justingeu höchst malerisch auf einem wilden Felsenvor sprunge des Schmichthales über dem Dorfe Hütten und war der Sitz des be rühmten Geschlechtes der Herren von Justingen. Es war ein großes und bis 1825 bewohnbares massives Gebäude, das aus 4 Flügeln bestand, die einen Hof umschlossen. 1) Beschreibung des Oberamtes Tübingen 1867, p. 382. 2> Fürstenbergisches Urkundenbuch, Tübingen 1877, p. 4. 3) Beschreibung des Oberamtes Tübingen p. 383, und Schund Geschichte der Psalzgrafen von Tübingen 1853. 4) Schund a. a. O. p. 212. 5) Sattler, Grafen 111, 128. 6, Feyerabend, Reisebuch 257. Seine Reisegefährten waren Werner von Zimmern, Hans Truchseß von Waldburg und Bernhard von Rechberg. Felix Fabri schildert die Reise, denn er be gleitete die adeligen Herren.