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aber in der Sorgfalt und in den Kosten, die man auf das Schulwesen ver wendet, natürlich bei Leuten, die gerade geistiger Interessen halber ihr Vaterland verließen; hat doch der Staat Connecticut, der nur halb so viel Einwohner als Berlin zählt, einen Schulfonds von zwei Millionen Dollars, daher denn auch der Uankee Hunderte von Schulmeistern durch die ganze Union entsendet — freilich recht praktische Nützlichkeitsschulmeister. Denn ganz besonders trachtet er nach Dollars, es besteht, wie der Engländer sagt, das männliche Geschlecht nur aus Dollarjägern und das weibliche Geschlecht hat weiter keine Bestimmung, als Dollarjäger zu gebären und zu erziehen; cs ist dem „smarten Uankee" dabei eine zähe Sparsamkeit und pfiffige Klug heit eigen, bei jedem noch so kleinen Geschäft weiß er zu profiliren und die übrigen Amerikaner sagen ihm nach, es komme ihm auch nicht darauf an, Muskatnüsse und Schinken aus Wallnußholz zu verkaufen — dock kommt solcher „Humbug" auch sonst innerhalb und außerhalb Amcrika's vor, immer kann der Uankee auf sein Land stolz sein, und auch im fernen Westen, wohin er alljährlich gleich den Bienen vom Bienenkorb ausschwärmt, gibt er dem Einwanderer das Beispiel praktischer Ordnung und Betriebsamkeit. Unter seinen Städten ragt vor allen Boston hervor, auf einer vorspringcn- hen Halbinsel hoch aus drei Hügeln gelegen, die Wiege der amerikanischen Freiheit, die Stadt der Kirchen, das „Athen Neuenglands", zugleich aber verschrien als ncuenglischcr Polizeistaat — in ihrer Nähe die berühmteste der amcrikanisckcn sogenannten Universitäten, daS bereits zwei Jahrhundert alte Harvard-Collegium. Mit am wohlthuendsten fällt als Gegensatz gegen das Elend europäischer und zumal englischer Fabrikproletarier die Baum wollenfabrikstadl Lowell auf, gleichsam das amerikanische Manchester — da sicht man nicht in engen, dumpfen ölglatten Gängen magere zerlumpte Ge stalten zwischen lebensgcfährlicken Maschinen sich bewegen, vielmehr dort schlanke wohlgewachsene Mädchen in Hellen luftigen Säle» in breiten Gänge» mit Lust und Freudigkeit arbeiten, die dann in den Pausen Hut und Schleier unuverfcn und als junge Ladies auftrcten — es schicken näm lich wohlhabende Pachter und Handwerker ihre wohlerzogenen Töchter dort hin. sich dort selber in der Fabrik ihr Heirathsgut zu verdiene», und diese jungen Ladies arbeiten da zwar von Morgens fünf bis Abends sieben mit nur zweimaliger Pause, aber, wie gesagt, in luftigem Raum, bei guter Kost und gutem Lohn, wohnen dort in eigenen Boardinghäusern unter der Auf sicht ehrsamer Wittwen, haben dort eine gute Leihbibliothek und redigiren