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Zusammensein als sündhaft gilt, ja selbst die Regierung des Landes durch ihre Gesetze dies unterstützt — denn das deutsche Gemüth ist allerdings ein „Herr auch über den Sabbath", es vermag zu arbeiten und sich zu zer streuen und kann dabei doch in seinem Gott vergnügt sein, wie Vater Heim, es kann ihm auch der Werkcltag zum inneren Sonntag sein und wird ihm drum auch der Sonntag nicht durch Arbeit und sonstige Erholung entweiht, aber allerdings erscheint es in dem jungen Lande des rastlosesten Gcschäft- betriebs als nothwendig, daß nun im Gegenthcil die Andachtsruhc desto aparter und absonderlicher hervortrcte. Und mag denn nun das GeschäftS- treiben wie die Sabbathsruhe nüchtern sein, so bildet dagegen jene Ver götterung der Frauen das romantische Element. Nicht genug, daß, wie bekanntlich cs in Europa nicht der Fall ist, dort ein junges Mädchen ganz allein meinethalben von New-Kork bis New-Orleans reisen kan», ohne auch nur einem unartigen Wort ausgcsetzt zu sei», es hat dort überhaupt in der Gesellschaft das Weib den ersten Rang; will sic eine Reise machen, ist der Wage» überfüllt, daß sie nicht mehr hinein kann, dann ist cs nicht besondere Höflicbkeit, sondern einfache Pflicht jedes Mannes, ihr Platz zu machen; kommt sie in's Gasthaus, kein Herr wagt sich eher zu setzen oder zuzugrcifcn, bis baß alle Damen Platz und Speise genommen haben. Die Frau nach deutscher Art zu schwerer Arbeit in Haus und Garten anzuhal ten, fällt nun dem Amerikaner vollends nicht ein, schon der New-Parker Straßenjunge spottet über den grünen Deutschen, wenn er bet den Einwanderer» den Mann mit der Pfeife im Mund bequem voranschlcn- dern, die Frau dagegen mit der Bagage bepackt schwerfällig hinterdrein traben steht — ja freilich hat cs die Hausfrau in Amerika nur zu gut, hat sie doch nur die Kinder zu ziehen, (und zwar die Mädchen werden allerliebst gekleidet, die Jungen laufen auch in zerrissenen Kitteln herum, ist doch die Kleidung nicht für den Putz da!) sonst aber die häuslichen Arbeiten der- richtet das Dienstmädchen, und den Einkauf von Lebensmitteln auf dem Markt besorgt — der Mann! auch den reichen Kaufmann, auch den Pastor genirt es nicht, in einem Arm einen Korb voll Fleisch und Butter, in dem andern Arm einen voll aufgethürmter Krautköpfe vom Markt zu gehn! So niögen denn nun diese beiden Sitten mitten in jener rastlos frischen Entwickelung, die allerdings noch viel Widriges mit sich bringt, als feste sichere Haltpuncte dastehcn — dagegen erscheint cs in dem gelobten Lande der Freiheit un erhört, daß noch immer darin die Sklaverei, ja vielmehr die Sklaven- 8*